Jüdische Musik und ihre Komponisten
Von Jürgen Israel
Im Jüdischen Almanach findet sich ein bislang unveröffentlichtes Gespräch zwischen den Komponisten György Ligeti (1923–2006) und Mauricio Kagel (1931–2008) aus dem Jahr 1990. Darin geht es zwar um die Frage, ob es eine jüdische Musik gebe. Aber an dieser Frage entzünden sich Erinnerungen an die eigene Herkunft und Überlegungen über die Bedeutung des Jude-Seins für ihr Werk: der eine wuchs im katholischen Argentinien auf, der andere als ungarischer Jude in dem zu Rumänien gehörenden Teil Siebenbürgens. Ligeti bekennt, er sei nicht religiös. Für Kagel besteht die Essenz von Religion in dem Bekenntnis »Credo in unum deum«. Das könne weder von Moslems noch von Juden oder Christen angefochten werden. Er ist dem Judentum »aus Solidaritätsgründen« nah, fern aber zugleich aus der Angst, in seiner Kunst regionalistisch zu werden. Für Ligeti ist das Judentum seit dem Mittelalter »eine Art Verteidigungsgemeinschaft«, von der er nicht wisse, ob sie etwas mit Religionszugehörigkeit zu tun habe. Dieses Gespräch, das bei aller Offenheit sehr behutsam und diskret geführt wird, wird niemand ohne Bewegung lesen.
Reclams Literatur Kalender beschäftigt sich u. a. anlässlich des 80. Todestages mit Lou Andreas-Salomé. Sie wird nicht aus der »männerzentrierten Perspektive« dargestellt, sondern als Person, die ihre Bedeutung in sich selbst besitzt und sie nicht aus dem Einfluss bezieht, den sie auf Männer wie Nietzsche, Rilke oder Freud ausübte.
Das Reclam-Büchlein erinnert daran, dass Paul Gerhardts »Geistliche Lieder« vor 350 Jahren in der Ausgabe letzter Hand erschienen sind und rühmt deren innige und zeitlos gültige virtuose Sprache. Ein letzter Hinweis soll dem Stendaler Winckelmann gelten, dem Begründer der Klassischen Archäologie, dessen 300. Geburtstag im Dezember 2017 begangen wird und von dem einer seiner wichtigsten Texte im Literatur Kalender abgedruckt wird, seine Auseinandersetzung mit der Plastik des Laokoon.
Tägliche Reformationskunde
Von Christoph Kuhn
Welches Buch wird täglich gelesen? Manchmal die Bibel oder die Herrnhuter Losungen. Für am Reformationsgeschehen Interessierte gibt es ein weiteres Buch zur täglichen unterhaltsamen und bildenden Lektüre, »365 Tage Reformation« von Walter Martin Rehahn. Der Autor ist der ehemalige Leiter des Canstein Bibelzentrums Halle, gegenwärtig tätig in der Arbeitsstelle für Christliche Archäologie und Kirchliche Kunst an der Universität in Halle-Wittenberg.
Geht es in den meisten Jubiläums-Almanachen hauptsächlich um Luther oder Melanchthon, werden hier auch viele weniger bekannte Kirchenreformer und -reformerinnen erwähnt: Michael Agricola, Martin Bucer, Walpurga Bugenhagen, Johannes Honterus oder Elisabeth Silbereisen; auch Gegner Luthers wie Johannes Eck oder Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt.
Neben den prägnanten informativen Texten sind Gemälde, Grafiken, Holzschnitte, Fotografien abgebildet – Porträts von Mönchen, Kardinälen, Päpsten, Fürsten, Kaisern; Manuskript- und Bibelseiten, Noten- und Flugblätter; Stadtansichten, Schlösser, Denkmale, Kapellen, Kirchen, Klöster.
Zu lesen ist von Bündnissen, Geheimverhandlungen, Ablasshandel, der Bewegung radikaler Täufer, von Verrat, Folter, Bildersturm, Aufständen und Kriegen. Aber auch vom Aufbruch zu neuer Theologie und vom Religionsfrieden – für die 365 Tage des neuen Jahres. Das praktische Querformat lädt ein, das Buch geöffnet bereitliegend zu haben.
Bezug über den Buchhandel oder den Bestellservice Ihrer Kirchenzeitung: Telefon (0 36 43) 24 61 61
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