Auf seinem Gesicht lag das Lächeln des Siegers
KEIN MÄRCHEN 1
In einer Kleinstadt nahe Erfurt lebten ein junger Mann und ein junges Mädchen. Sie hatten sich gern, heirateten
und bekamen ihr erstes Kind: ein Mädchen. Große Freude! Auch das zweite Kind wurde ein Mädchen; ebenso
das dritte. des vierte und das fünfte. Da war die Freude nicht mehr so groß, denn der Vater hätte so gern einen Sohn gehabt...!
Als das sechste Kind erwartet wurde, nahm das ganze Städtchen Anteil. Man schloss sogar Wetten ab. Die Einen wetteten, dass es wieder ein Mädchen würde; die Anderen, dass es dieses Mal ganz gewiss ein Junge würde. Und tatsächlich, es wurde ein Junge! Könnt ihr euch die Freude des Vaters vorstellen?!
Einige Jahre vergingen, und Roland, so hieß der Junge, war schon neun Jahre alt. Eines Tages spielte er mit seinen Freunden auf dem Markplatz. Es war keine wirkliches Spiel. So eine richtige Jungensbeschäftigung: man
fuhr mit dem Rad von der Kirche her über einen Sandhaufen. Wenn man ein schönes Tempo drauf hatte, hob es
das Rad ein wenig in die Luft. Wer am weitesten kam, hatte gewonnen. Roland wollte am weitesten, und so hörte er nicht mehr die warnenden Rufe seiner Kameraden: "Roland, ein Trecker!" Er wäre weit gesprungen.
Auf seinem Gesicht lag das Lächelns des Siegers, bevor er mit dem Trecker zusammen stieß... Er war gleich tot.
Sein Kopf war zerschmettert!
Autor:Martin Steiger |
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