Martin Luthers Lieder
Von Johannes Killyen
Das Singen war schon früh ein Markenzeichen der Lutherischen – und eine der schärfsten Waffen der Reformation. Luther hatte eine innige Beziehung zur Musik. Gleich nach der Theologie galt sie ihm als liebste Kunst. Der Reformator war ein begabter Musiker und trug nicht von ungefähr den Beinamen »die Nachtigall von Wittenberg«.
Etliche seiner 35 Lieder haben Aufnahme in das evangelische Gesangbuch gefunden und sind auch sonst unsterblich geworden – »Ein feste Burg« als Marseillaise der Evangelischen ist nur ein Beispiel. Nicht zum ersten Mal, aber in dieser Weise einmalig liegen alle Lieder Luthers nun auf zwei CDs mit luxuriösem Begleitheft vor, verantwortet von Klaus-Martin Bresgott.
Der umtriebige Kirchenmusiker aus Berlin belässt es nicht allein bei der Originalgestalt der Choräle, sondern hat Bearbeitungen unterschiedlichster Couleur aus allen Jahrhunderten aufgenommen. In der Aneignung durch andere Meister werden Luthers Lieder oft zu großer Kunst, ganz zum Genuss des Hörers. Dabei sollte man nicht vergessen, wie schlicht und eingängig sie manchmal sind – und zwar ganz bewusst. Denn Musik war für den Reformator ein entscheidendes Mittel zur Verbreitung seiner protestantischen Botschaft. Alle Menschen sollten seine Lieder singen können. Sie sollten ins Ohr gehen und von dort in Herz und Hirn.
Bei der Auswahl der Vertonungen fällt auf, dass Johann Sebastian Bach recht selten vorkommt, dafür umso öfter Meister des 16. und 17. Jahrhunderts. Ihnen stellt Bresgott zeitgenössische Vertonungen gegenüber, unter denen Stefan Vanselow (*1980) besonders hervorgehoben sei, der im Lied »Nun freut euch, lieben Christen g’mein« den Text ganz neu auslegt. Zwischen Moderne und Renaissance prägen Mendelssohn und Reger das Geschehen.
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