Schon fast vergessen
OSKAR BRÜSEWITZ
Zeitz, 18. August 1976,
und du rennst über
den Platz,
eine lebende Fackel,
schreiend wohl,
Mann Gottes,
Angst im Gesicht oder
war es anderes?
Sind schon viele darüber
gegangen; gemessen
die Bischöfe; umschlungen
manch Liebespaar;
hastend täglich nach
Feierabend die Massen.
Du rennst. Wohin? Schwer
stirbt es sich so.
Als jene kommen, liegst du
bewusstlos am Rande. Eines
Kraftfahrers Decke
umhüllt dich.
Aber sie, Menschenfreunde,
rote Humanisten, kümmern
zuerst sich um deine
Plakate, notieren gut
preußisch die Namen der
Zeugen, dass Schweigen
herrsche und heil bleibe
ihre Welt.
Als sie dich dann verleumden
und durch den Dreck ziehen,
sitzest du schon in Abrahams
Schoß. Aber sprechen
kannst du kein Wort, denn du
siehst deine Frau, deine Kinder
und uns.
Autor:Martin Steiger |
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