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Das war der teuerste Piss seines Lebens!
TOILETTENGANG

Sie waren Pfarrersleute aus dem Raum Weimar, beide studierte Theologen und beide im Pfarramt. Sie mach-ten eine ordentliche Arbeit. Er - groß, schlank und verhalten. Sie - klein, dick und munter. Beide fotografierten gern und waren somit gewissermaßen Konkurrenten um den schönsten Schnappschuss, den besten Bildaus-schnitt und das ganz besondere Reiseerlebnis. Wenn sie eine Reise buchten, dann legten sie Wert darauf, dass ihnen dieselbe Ausstattung und dasselbe Grundkapital zur Verfügung standen. Eine kleine Schwäche hatten sie auch: sie waren beide unpünktlich, und die Gruppe musste oft auf sie warten.

 In jenem Jahr, von dem ich erzählen will, hatte die Frau Pastorin schon das meiste Geld ausgegeben und den letzten Film eingelegt, während der Herr Pfarrer, sich zurück gehalten hatte , und seine Geldbörse  noch gut gefüllt war.  Er hatte auch schon ein paarmal mit leichtem Triumph in der Stimme darauf hingewiesen, dass dem
so war, was seine Frau jedes Mal mit einem säuerlichen Lächeln quittierte.

War es in Paris oder Avignon? Ist ja egal. Auf jeden Fall musste der Herr Pfarrer dringend eine Toilette aufsuchen, um sich zu erleichtern. Wer viel auf Reisen ist, weiß, dass das mitunter seine Probleme hat. Eine
bequeme, deutsche Toilette, auf der man sich in aller Ruhe setzen, auf die Ereignisse warten und seine Leben bedenken kann, steht nicht überall zur Verfügung. Auch gewisse Ablagen sind nicht immer vorhanden. Ganz nach dem Motto: "Der gestirnte Himmel über mir, und Mütterchen Rußland unter mir!" Auch in unserem Falle gab es solche Probleme. Wohin mit der Börse, wenn man sich mit der einen Hand an einem Seil halten und mit der anderen Hand seine Klamotten sichern musste? Ein Handwaschbecken oder ein Hocker gehörte nicht zur Ausstattung. So legte der Pfarrer seine Geldbörse an den Rand des großen Klobeckens und konnte alles zu seiner Zufriedenheit beenden. Dass die Spülung an das Öffnen der Tür gebunden war, konnte er nicht wissen. 
Als er sie nicht fand, beschloss er, ohne gezogen zu haben, den Raum zu verlassen. Als er die Spülung hörte, fiel ihm seine Geldbörse ein. Er drehte sich um und sah gerade noch, wie sich die Börse im Wasser drehte, um auf dem Höhepunkt des Geräuschs im Abfluss zu verschwinden. Das war zweifellos der teuerste Piss seines Lebens!

Wie die Pastorin auf sein Missgeschick reagiert hat, ist nicht bekannt. Aber ich könnte mir denken, dass das Mitgefühl mit dem Ehemann größer war, als der Triumpf über ihn!

Autor:

Martin Steiger

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