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Karl Georg HERBERT STEIGER
Wie er sein Leben aufschrieb

Ich wurde am 08.04.1908 in Eilsdorf bei Halberstadt geboren. Als ich drei Jahre alt war (1911), kaufte mein Vater Max Steiger ein Gut in Hesserode bei Nordhausen, wo ich aufgewachsen bin. Mein Vater hatte lange gespart, um den Besitz zu erwerben. Nordhausen war für die Familie von Bedeutung, weil drei meiner Vorfahren in Windehausen bei Nordhausen Pfarrer gewesen waren. Einer von ihnen gründete den Landwirtschaftlichen Verein Goldene Aue, und mehrere waren Logenmeister der Loge "Zur gekrönten Unschuld" in Nordhausen.  Vater fühlte sich sehr wohl in Hesserode, und er pachtete die Jagd und die Fischerei in der Helme. Meine Mutter, Susanne geb. Stegemann, hatte es als Tochter eines Apothekers aus Halberstadt schwer auf dem Dorf. Aber wir Kinder, Heinz-Achim, Wolfgang und ich, Herbert Georg, waren ihr ganzer Stolz. Sonst gab es wenig Nachwuchs in den elterlichen Familien. Vater hatte sieben Schwestern (Marie, Luise (Max), Rosa, Clara, Sophie, Ella und Gustchen). Mutter hatte drei Schwestern und einen Bruder.

Als es soweit war, ging ich aufs Gymnasium in Nordhausen, feierte dort die 1000-Jahr-Feier der Stadt mit und war im Gesangsverein. 1929 legte ich das Abitur ab und studierte danach Theologie in Marburg (drei Semester), Berlin (zwei Semester) und Halle/S (drei Semester) bis zum 1. Examen. Das Vikariat hatte ich bei 
Pfarrer Gensichen, Halle-Nord), der von den Nazis verfolgt wurde. Als der Superintendent in Wernigerode wurde, nahm er mich dorthin mit. Danach kam ich ins Predigerseminar nach Wittenberg. Von dort nach Neinstedt als Ausbilder für die Diakone. Ein paar Monate hatte ich Vertretung in Wandsleben am Süssen See. 
Danach war ich Praktikant in Könnern/S, wo ich meine spätere Frau, Annemarie geb. Neubauer, eine Kaufmannstochter, kennen und lieben lernte, deren Vorfahren Hugenotten waren. 
1936 wurde ich kommissarisch mit dem Pfarramt Gebesee/Erfurt beauftragt, wo ich am 3. Advent dort meine 1. Predigt hielt. Frau Holland nahm mich zunächst ins Quartier. Später betreute mich Frl. Gresser, nachdem ich ins Pfarrhaus gezogen war. Ich war vom Patron vorgeschlagen und wurde dann auch gewählt. Rektor Naewy leitete den Chor. Konrektor Hauptmeier spielte die Orgel. Am 04. Juli 1937 wurden wir getraut, und am 08.04.1938, meinem 30. Geburtstag, schenkte mir meine Frau Annemarie unseren Erstgeborenen Franz Max Friedemann. Dann kam der blöde Krieg. Ich war sechs Jahre Soldat, wurde aber trotz mehrerer Lehrgänge nur
Unteroffizier. Meine Einsatzorte: Schallenburg bei Sömmerda, die Buna-Werke Halle/S, zwei Jahre Lappland als Ausbilder, München, die Slowakei, Kolberg, Greifswald. Gefangenschaft in Holstein und frühe Entlassung.
über Osterode, Limlingerode (Grenze zur SBZ) und Großfurra (Bruder Heinz-Achim) kehrte ich am 1. Juli 1945, 16 Uhr, nach Gebesee heim. Trotz großer Armut (Wir lebten aus dem Garten!) viel Fröhlichkeit beim Wieder-aufbau der Großen Kirche (St. Laurentius), die gegen Ende des Krieges noch von der US-Army zerschossen worden war. Vier Jahre lang fand alles in der Kleinen Kirche  (St. Katharinen) statt. Einmal mit 80 Konfir-manden! Unsere Zwillinge (Martin und Heinz) wurden am 07.04.1940 in Gebesee geboren. Unsere Tochter Anna Maria am 29.05.1942.

Nach dem Krieg gründete ich in Gebesee die Volkssolidarität, die ich auch drei Jahre leitete. Neben dem Wiederaufbau der Kirche war die Unterbringung der vielen Vertriebenen aus dem Osten meine Hauptsorge. 
Am 04.10.1947 wurde Georg geboren, das "Heimkehrerle". Ich hatte viele Vakanzen: Ringleben, Henschleben, 
Vera, Schwerstedt. 15 Jahre lang, alles mit dem Rad., bis die Patengemeinde einen Trabi beschaffte, den ich 20 Jahre lang gefahren habe. Den Streit zwischen Jugendweihe und Konfirmation habe ich lange zu meinen Gunsten entschieden.
Mein Nachfolger wusste alles besser. Ihm war alles nicht gut genug. Theologisch war er eine Niete. Vertretungen im Ruhestand: Walschleben, Witterda und Andisleben. Bei einem Unfall meiner Frau: Ober-schenkelhalsbruch. OP im Katholischen Krankenhaus in Erfurt. Erneuter Bruch. Schlechte Pflege. Sie starb am 06.05.1989, 19 Uhr, nach Lungenentzündung im Krankenhaus. Im Haus von Elektromeister Henze hatte sie sich sehr wohl gefühlt. Wir hatten es kaufen können von Mutters Erbteil aus Könnern. Sie war mir eine treue und fromme Gefährtin. Umso schwerer waren für mich die Jahre des Alleinseins. Doch gute Nachbarn und Freunde hat mir Gott gegeben. Meine Arbeit in der Gemeinde war nicht umsonst.      Gebesee, d. 10.07.1992

(Vater wurde am 23.12.1992, 12 Uhr, in Gebesee heimgerufen  nach treuer Pflege durch Sohn Georg und
Schwiegertochter Marianne.)

Autor:

Martin Steiger

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