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Was geht mich mein Bruder an?
BLEIBT ALLES OHNE FOLGEN?

Es kann vorkommen, dass am 13. Sonntag nach Trinitatis auf tausenden von Kanzeln
in Europa über die Geschichte vom Mord des Kain an seinem Bruder Abel gepredigt
wird. Wobei es, denke ich, tatsächlich um ein geplantes Geschehen gegangen ist, also
um Mord. 
Eine alte Geschichte. Gleich am Anfang der Bibel, nach Schöpfung und Sündenfall,
wird sie berichtet, damit sich keiner Illusionen macht über die Gattung Mensch. Nicht
aktuell? Nun, wenn man mit aktuell das Tagesgeschehen meint, auf welches Autobahn,
wo und zu welcher Stunde so und so viele PKWs ineinander gekracht sind? Oder was
denn geschehen muss, um den Euro rückgängig zu machen? Dann ist die Geschichte vom
Brudermord nur bedingt aktuell. Wenn man in ihr aber den Menschen an sich sieht, - sein
Streben an erster Stelle zu stehen, sein Unfähigkeit, ohne Neid zu sein, - seinen Hang zur
Grenzenlosigkeit, - sein geringes Vermögen die Folgen einzuschätzen und verantwortlich
zu leben, dann ist die Geschichte hoch aktuell.

"Soll ich meines Bruders Hüter sein?" Oder anders: Was geht mich mein Bruder an? Kain
hätte allen Grund in sich zu gehen. Er hat die Untat ja gerade hinter sich, als er von Gott 
nach Abel gefragt wird. Doch keine Spur von Reue oder Entsetzen über sich selbst. Es 
könnte ja sein, dass "der Alte" nichts bemerkt hat!? Erst als der, GOTT, ihm die Tat auf den
Kopf zusagt und sein Urteil spricht, zeigt der Mörder Wirkung. "Meine Strafe ist zu schwer,
als dass ich sie tragen könnte!" So übersetzt Luther. Anderswo heißt es: "Meine Sünde ist
zu groß, als dass sie vergeben werden könnte!" Da geht es um das Maß der Strafe. Dort um
das Maß der Sünde. Was für ein Unterschied! Kain hat eine traurige Berühmtheit erlangt.
Auch wenn es vielleicht Momente des Verständnisses für ihn gibt angesichts der einseitigen
Bevorzugung Abels durch Gott. Aber bei Mord hört das Verstehen auf! Dass Gott seinerseits 
nicht draufschlägt, sondern "die Revision" Erfolg hat, und Gott den Abel sogar mit einem 
Schutzzeichen versieht, das hat mich immer beschäftigt. Aber ich weiß, dass es auch ein
Schutz für mich ist mit der Sünde meines Lebens.

Autor:

Martin Steiger

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