Dankbarer Rückblick
Und das Volk wurde verdrossen auf dem Wege und redete wider Gott und wider Mose.
4. Mose 21, Vers 4b + 5a
Von Ehrenfried Krüger, Pfarrer in Brand-Erbisdorf
Wer kennt sie nicht, die Durststrecken des Lebens. Wer kennt nicht die Erfahrung, wie in der Wüste unterwegs zu sein – ausgebrannt, mit der Kraft am Ende, ohne Hoffnung auf Änderung.
Der Predigttext am Sonntag Judika nimmt uns hinein in eine solche Wüstenerfahrung des Volkes Israel. Das gelobte Land vor Augen mussten sie umkehren. Das Volk wurde kurzatmig wegen des Umweges. Den Israeliten ging die Puste aus. Sie waren am Ende.
»Ich kann nicht mehr!« Erschöpft und verzweifelt klagte mir eine Mitarbeiterin ihre Not. Sie war ausgebrannt durch ein Übermaß an Aufgaben und Belastungen. Müde und zerschlagen hatte sie keinen Mut mehr für den weiteren Weg, auf dem scheinbar keine Besserung in Sicht war. Solche Erfahrungen sind kein Einzelfall. Während meiner 30-jährigen Dienstzeit habe ich manche haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erlebt, die mit ihrer Kraft am Ende waren: ausgebrannt.
Die Reaktion des Volkes Israel zeigt eine Gefahr, in die erschöpfte und frustrierte Menschen geraten können. Nicht die Klage über ihre elende Lage wurde den Israeliten zum Fallstrick, sondern der anklagende Unglaube. Sie leugneten die erfahrene Fürsorge ihres Gottes, sie verneinten seine machtvolle Rettung aus Ägypten. Er hatte sie aus der Sklaverei befreit und in der Wüste mit Wasser und Brot versorgt. Doch statt sich dankbar zu erinnern und seiner Fürsorge zu vertrauen, warfen sie ihm vor, sie in den Tod zu treiben.
Es ist eine Gratwanderung zwischen Verzweiflung und Unglauben, zwischen Erschöpfung und Abwendung von dem, der für unser Leben einen Plan hat. Nicht die Umwege sind es, die uns das Ziel verfehlen lassen und die Kraft rauben. Wer aufhört, auf Gott zu vertrauen, verpasst ihn und mit ihm das Ziel. Helfen kann in einer solchen Lage, in solchen Wüstenzeiten, bewusst auf Gottes Handeln in unserem Leben zu schauen und ihm für seine Zuwendung zu danken.
Wie gut ist es, wenn wir uns dabei helfen und Glaubenserfahrungen teilen. Die Dankbarkeit des Rückblickes ist die Kraftquelle für den Blick nach vorne. Vielleicht gibt dieser gute Glaubensgrundsatz manchem Ausgebrannten neuen Mut.
Autor:Online-Redaktion |
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