Der Glaube führt zusammen
Elinor und Christian haben sich auf einem Kirchentag kennengelernt und ineinander verliebt
Von Andrea von Fournier
Was wäre ein Kirchentag ohne seine Helfer? Heutzutage wäre er kaum noch möglich. Die Helferkultur hat sich zu einem selbstständigen Teil des Geschehens samt Strukturen entwickelt. Die Ehrenamtlichen wirken von der Organisation über Bewachung, Bewirtung, Verkauf, Beratung bis zu Einweisungs- und Ordnerdiensten in allen Bereichen mit. Sie übernachten mit Isomatte und Schlafsack in Turnhallen und Gemeinschaftsunterkünften und haben bei Gesprächen und Konzerten selbst viel Spaß.
Seit dem Kirchentag 1981 in Hamburg gibt es die fleißigen Unterstützer in der heutigen Ordnung, meist jung und aus der ganzen Republik kommend. Etwa 8 000 sorgten in Berlin mit dafür, dass alles möglichst pannen- und sorgenfrei für Besucher und Akteure läuft. Unter ihnen sind auch Christian Fuß (23) aus Flensburg und Elinor Unger (27) aus Leipzig. Zum ersten Mal werden die beiden gemeinsam reisen, obwohl das bis vor wenigen Tagen aus beruflichen Gründen für Elinor Unger noch auf der Kippe stand. Nun hat die junge Frau erfolgreich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sich nach der Meldefrist doch noch einzuschreiben und mit Christian zusammen zum Einsatz zu kommen.
Es ist bereits der dritte Evangelische Kirchentag, den die beiden als Helfer unterstützen, doch ein ganz besonderer für die zwei. Sie kommen als Paar, denn sie haben sich auf dem letzten Kirchentag 2015 in Stuttgart kennen- und lieben gelernt. Da waren beide in derselben Schule untergebracht, rollten ihre Schlafmatten zwischen den Freunden aus, mit denen sie gekommen waren. Elinor Unger arbeitete tagsüber im Kirchentagsshop, während Christian Fuß einer Kirche zugeteilt war und dort für Einlasskontrollen, Auf- und Umbauten für diverse Konzerte verantwortlich war.
Abends in den Unterkünften trafen die Helfer beim Essen und gemeinsamen Gesprächen aufeinander. Man redete über Gott und die Welt und die beiden fielen einander auf. Nach einem Konzert der »Wise Guys« hat es zwischen ihnen gefunkt. Sie stellten auch fest, dass sie sich beim vorhergehenden Kirchentag in Hamburg 2013 nur um Haaresbreite »verpasst« hatten: Beide waren bei der Instrumentenaufbewahrung in derselben Halle eingesetzt, jedoch nicht in der gleichen Schicht. Eine Episode, über die sie heute herzlich lachen müssen. Kann es sein, dass sie sich schon damals nähergekommen wären?
Nach dem Stuttgarter Kirchentag blieben die beiden in Kontakt, »mit Hindernissen«, wie Elinor Unger lachend nachschiebt: »Ich chattete gerade mit einer Freundin, als sich Christian dazwischendrängelte und um meine Telefonnummer bat. Da habe ich spontan ›Nein‹ geschrieben.« Das hat sie dann schnell zurückgenommen und es bis heute nicht bereut.
Zwei Wochen später fuhr Christian Fuß von Flensburg, wo der gebürtige Stader Schiffsmechaniker ein Ingenieurstudium macht, nach Leipzig. Dort lebt und arbeitet die aus Berlin stammende Elinor, die zurzeit in Chemnitz ein Meisterstudium für Konditoren absolviert. Seit zwei Jahren führen sie eine »Fernbeziehung«, kommunizieren möglichst oft, besuchen sich und verleben den Urlaub gemeinsam. Im Sommer, wenn er sein Studium beendet hat, will der junge Mann nach Leipzig ziehen. Die Wohnung sei groß genug, und seine Freundin hat zu dieser Zeit noch ein Dreivierteljahr bis zu ihrem Abschluss.
Christian wird dann zur See fahren, anderthalb bis zwei Monate unterwegs sein und danach genauso lange bei ihr in Leipzig. Ein Problem für Elinor Unger? »Lange Trennung haben wir jetzt, ich freue mich auf die langen gemeinsamen Zeiten«, sagt sie hoffnungsvoll. Das geht ihm nicht anders.
Der Kirchentag in Berlin hieß für das Paar: zusammenkommen, zusammen sein, zusammen abreisen – und dazwischen Wichtiges tun, Schönes erleben, Spaß haben.
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