Ich gebe ihnen das ewige Leben

DER GUTE HIRTE

Jesus Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme,
und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben (Joh 10).

Es gab eine Zeit, da hatten wir Schafe. Ich höre noch das leise Meckern unserer 
ersten beiden, Peter und Paul, die wir von Freunden aus Kranichfeld geholt hatten.
Die Leute aus dem Dorf mögen es, wenn Pfarrers Schafe halten. Das ist so ein Stück
heile Welt, nach der wir uns alle sehnen, Und Pastor heißt schließlich Hirte. Das
passt gut. 
Der Sonntag Misericordias Domini, Das herzliche Erbarmen des Herrn, wird auch
"Sonntag des guten Hirten" genannt. Das schließt ein, dass es auch andere Hirten
gibt, - solche, die zuerst an sich selber denken und nicht zuerst an ihre Schafe, die
ihnen anvertraut sind. Unsere jüngere Geschichte ist voll davon. Und gerade
Weimar ist ein Paradebeispiel für die zwei Seiten unseres Volkes. Weimar  ist nicht
nur die Stadt von Goethe und Schiller, Wieland und Herder,  Bach, Liszt und anderen
Größen, auf die Weimarer stolz sein können. Sie ist auch die Stadt von Hitler und
Saukel, Gau-Forum und Buchenwald, nationalsozialistischer Aufmärsche und
braunen Heilsgeschreis. Wenn einmal in unseren Tagen braune Aufmärsche verhin-
dert oder isoliert werden, dann ist das kein Grund, sich zurückzulehnen: "Der Schoß
ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!" Von Gewalt und Überheblichkeit, Rassendün-
kel und Trampelschritt scheint eine besondere Faszination auszugehen. Sonst hätte
unsere deutsche Geschichte einen anderen Verlauf genommen. Hängt es damit zu-
sammen, dass die Stimme des guten Hirten nicht deutlich genug zu Gehör gebracht
wurde?

Das Zeichen des guten Hirten ist seine Fürsorge. Sie zeigt sich darin, was er für seine
Herde tut: suchen und sammeln, führen und erretten, verbinden, stärken und behüten.
Solch einen Herren haben wir. Lasst uns neu auf ihn hören und von ihm sprechen!