Die Pfadfinder und ihr Motto: »Jeden Tag eine gute Tat«
Von Sabine Kuschel
Ist das Motto der Pfadfinderbewegung »Jeden Tag eine gute Tat« ein Kontrastprogramm zu dem reformatorischen Grundsatz »sola fide« – allein durch den Glauben? Kerstin Fuchs, Bundesvorsitzende der katholischen Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) sieht darin keinen Gegensatz. Obwohl katholische Christen nicht an reformatorische Einsichten gebunden sind, ist sie der Überzeugung, dass auch katholische Pfadfinder keiner guten Taten bedürfen, um in den Himmel zu kommen. Vielmehr motiviere der Glaube dazu, Gutes zu tun. Nicht um erlöst zu werden, sondern um dem Glauben Ausdruck zu verleihen. Zudem fordere die DPSG heute nicht mehr dazu auf, jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen. Stattdessen laute der Grundsatz ein wenig modifiziert: »Wir sollten die Welt etwas besser verlassen als wir sie vorgefunden haben.«
Die DPSG ist mit 95 000 Mitgliedern – Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen – der größte katholische Pfadfinderverband und zugleich einer der größten Kinder- und Jugendverbände Deutschlands. Der Verband zählt 25 000 Wölflinge (7- bis 10-Jährige), 21 500 Jungpfadfinderinnen und Jungpfadfinder (10- bis 13-Jährige), 14 000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder (13- bis 16-Jährige) sowie 14 500 Roverinnen und Rover (16- bis 20-Jährige). Geleitet werden sie von rund 20 000 Leiterinnen und Leitern ab 18 Jahren.
Jedes Jahr wird zu einer Aktion aufgerufen. In diesem Jahr steht sie unter dem Thema »Miteinander für Europa«. Gemeinsam mit den Partnerorganisationen in Frankreich und Polen wollen sich die Pfadfinder einsetzen für ein offenes, solidarisches und vielfältiges Europa. Zu den jeweiligen Jahresaktionen gehören Bildungsarbeit, immer gekoppelt an eine Solidaritätsaktion, so die Bundesvorsitzende. 2017 wird Geld gesammelt für die Pfadfinderbewegung in Mazedonien. Mit etwa 2 000 Mitgliedern sei sie die einzige Organisation im Land, die sich für die Belange und Entwicklung der Jugend einsetze. Mit der Spendenaktion sollten Jugendliche in Mazedonien geschult werden, um aktiv an gesellschaftlichen, sozialen und politischen Prozessen mitdenken und mitwirken zu können.
Wie Kerstin Fuchs schildert, werden nicht nur Projekte im Ausland, sondern auch in Deutschland unterstützt. So kümmerten sich 2015 Pfadfinder unter dem Motto »Gastfreundschaft« um Menschen auf der Flucht. Im Mittelpunkt der Aktion standen Begegnungen mit Flüchtlingen sowie verschiedene Hilfsangebote in Flüchtlingsheimen. Es wurden Spielplätze gebaut, zu Spielnachmittagen und Deutschkursen eingeladen. Viele der vor zwei Jahren entstandenen Projekte existierten noch heute, so die Bundesvorsitzende.
Das Friedenslicht von Bethlehem gehört ebenfalls zu den Aktionen der katholischen Pfadfinderbewegung. Jedes Jahr entzündet ein Kind das Friedenslicht an der Flamme der Geburtsgrotte Christi in Betlehem. Von dort kommt das Licht nach Wien und wird dann in mehr als 500 Orten bundesweit an »Menschen guten Willens« weitergegeben.
Das Bild von der Gemeinschaft am Lagerfeuer beschreibt die Pfadfinder. Jesus Christus sei das Feuer, der Mittelpunkt, um den herum die Kinder lagern. Jedes Kind könne selbst entscheiden, wie nah oder fern es an das Feuer heranrücke, ob es ihm das Gesicht zuwende oder sich den Rücken wärmen lasse, erläutert die Bundesvorsitzende das Bild.
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