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Ja, Gottes Wesen ist Barmherzigkeit
ELISABETH UND MARIA

Elisabeth soll zuerst genannt sein, obwohl Maria die deutlich bedeutendere der beiden Frauen ist. Aber die
Elisabeth hat ihren Sohn zuerst geboren, und das war ein Wunder besonderer Art, weil Elisabeth als unfrucht-bar galt; und das war in der Zeit des Alten Testaments ein schwerer Makel. "Übers Gebirg Maria geht zu ihrer
Bas Elisabeth" ist ein gern gesungener Chorsatz der Adventszeit. Der Text stammt von Ludwig Helmbold; die Vertonung von Johann Eccard (1553-1611), beide Thüringer, da aus Mühlhausen stammend. Der Text ist geschrieben in Anlehnung an das berühmte Magnificat, das uns der Evangelist Lukas überliefert hat (Lk 1).
Die beiden Frauen sind miteinander verwandt (Base ist ein altes Wort für Cousine.), und als sie sich begegnen,
heißt es, da "hüpfte das Kind in ihrem Leibe". Sie geraten geradezu in Ekstase und sind voll des heiligen Geistes.
Elisabeth: "Gebenedeit bist du unter den Weibern und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes...!" Und Maria:
"Meine Seele erhebet den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes, denn er hat die Niedrig-keit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und des Name heilig ist." Die beiden Frauen verstehen sich gut, und Maria bleibt etwa drei Monate, bevor sie wieder nach Nazareth zurück kehrt. Sie hat die Geburt des kleinen Johannes nicht abgewartet. Ob Zacharias über den langen Besuch erfreut war oder ihn nur hingenommen hat,
bleibt offen. Es steht aber zu erwarten, dass die Familien weiter miteinander Kontakt hatten. Johannes und Jesus sind als Großcousins zeitweise miteinander aufgewachsen und haben sich "im Blick" behalten. Beider
Predigt beginnt nach einer Fastenzeit in der Wüste; beide rufen zur Buße auf, da sie in Erwartung des nahen Himmelreiches leben, und beider Leben endet gewaltsam. Johannes wird geköpft; Jesus gekreuzigt. Johannes lässt keinen Zweifel daran, dass Jesus der Größere ist, obwohl er Jesus getauft hat: "Ich taufe mit Wasser, es kommt aber ein Stärkerer als ich..., der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen." Maria, die Mutter Jesu, steht mit Johannes unter dem Kreuz, hört Jesu letzte Worte, erfährt früh von der Auferstehung, ist bei der Himmelfahrt ihres Sohnes dabei und nimmt bleibend am Leben der Gemeinde Anteil. Ob Elisabeth beim Tod ihres Sohnes noch lebt und ihn beweinen kann, wird nicht erzählt.

Wir wollen uns in der Adventszeit der beiden Frauen erinnern und mit ihnen singen: "Mein Geist sich Gottes freuet; er ist mein Heiland, fürchtet ihn; er will allzeit barmherzig sein. Ja, Gottes Wesen ist Barmherzigkeit.
Lasst uns ihm von Herzen danken.

Autor:

Martin Steiger

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