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Aus meinen Weihnachtstexten
Geborgenheit

Foto: pixabay.com/Yvonne Huijbens

Geborgenheit

An Worte erinnere ich mich nicht.
Es sei denn an: "Und es begab sich
zu der Zeit zu der Zeit..."
Lieder sind in mir und Bilder:
Tochter Zion, freue dich!
Der Schein von Kerzen.
Engel schreiten in langen Reihen.
Hirten singen mit klarer Stimme
wie es die Mutter ihnen gesungen.
Und ein Gefühl von Geborgenheit:
meines Lebens Grund.
Un-an-tast-bar!

Heilige Nacht

Damals, sagen wir,
vor rund 2000 Jahren,
in jener ganz besonderen Nacht,
schlief Maria, erschöpft von der
Geburt; Joseph wusste sich das
leise Schwingen der  Seele nicht zu
erklären; das Kind sang tonlos
die Lieder der Engel nach; Gott Vater
hatte die Zeit angehalten und war
mit sich sehr zufrieden; Ochs und Esel
träumten vielleicht von frischem
Wasser und sattem Grün.

Es war eben eine ganz besondere,
eine heilige Nacht: der Heiland
war geboren, der salvator mundi,
der Retter der Welt!

AVE MARIA
 
Da spricht ein Engel zu einer jungen Frau, dass sie ein Kind gebären werde,
dessen Name schon bestimmt sei: JESUS-IMMANUEL-GOTT MIT UNS. Sie
solle sich nicht fürchten, weil alles seine Richtigkeit habe und göttlich vorge-
sehen sei.
   Von jetzt auf gleich verändert sich für Maria alles. Sie ist ein einfaches
Mädchen, kann nicht lesen, kann nicht schreiben. Doch das Herz hat sie an
der richtigen Stelle. Sie spürt die Kraft des Engels, die Kraft der Worte, und
sie beugt sich tief: "Mir geschehe, wie du gesagt hast...!"
   Keine Frau der Welt wurde öfter dargestellt als sie, in Holz und Stein, ge-
malt, besungen, gepriesen und angerufen. Keine Frau der Christenheit war
öfter Namensgeberin als sie für Kirchen, Kathedralen, Münster und Dome;
von Notre Dame in Paris und Chartres, über die Frauenkirchen von Nürnberg
und Dresden bis hin zu den Marienkirchen von Artern und Bad Berka.
   Ihr Leben und ihre Bedeutung sind fest verbunden mit dem Kind, das sie
gebar, und dessen Geburt, Leben und Tod, Auferweckung und Himmelfahrt
die Welt veränderte. Dass Volksfrömmigkeit und Theologie  sie zur "Gottesge
bärerin" und "ewigen Jungfrau", zur "Sündlosen" und "Himmelskönigin" erho-
ben haben, hat sie nicht erlebt und hätte ihr die Schamröte ins Gesicht getrieben.
   Einer, der von sich sagt, "I am a protestant pastor by profession" fühlt das 
theologische Grausen. Für die Protestanten ist Maria zuerst Mutter, welche die
Worte und Taten ihres Sohnes mit seiner besonderen Nähe zu Gott im Herzen
bewegt und im Gedächtnis behält. Doch ist Maria für sie auch auch Heilige, und
wie alle Heiligen hoch zu achten, doch nicht anzubeten. Sie sind dankbar für
Liebe und Treue der  Maria und können mit allen Christen wie einst der Engel
sprechen: "Gegrüßet seist du, Maria", AVE MARIA.

Weihnachten

Weihnachten macht das Herz mir warm.
    Hab ich vor Augen Lichter und Lieder,
    Engel und Hirten, Glanz, tiefen Frieden.
    Fühle ich Stärke und Traggrund und Nähe.

Weihnachten macht das Herz mir weich.
    Denk ich zurück an Kindheit und Jugend,
    hör' Mutter singen. seh' Vater fröhlich,
    sehne nach Trost mich, aufsteigend Tränen.

Weihnachten macht das Herz mir weit.
    Schau' auf das Kind ich, hör' ich die Worte,
    weiß ich und glaube, dass Gott ist am Werke,
    öffnet die Tür uns des himmlischen Gartens.

AVE JOSEPH

Wenn es mir so wie dir gegangen wäre, alter Freund, dass meine Verlobte guter Hoffnung
gewesen wäre, und ich mit der Zeugung nichts zu tun gehabt hätte, ich hätte ihr den Lauf-
pass gegeben und mich auf und davon gemacht. Da hätte sie erzählen können, was sie wollte.
Von wegen Engel mit himmlischen Wundern. Wo gibt's denn sowas? Doch du musstest ja auch
erst vom Engel ins Gebet genommen werden, bevor du das Kind hinnehmen konntest!
     Auf den alten Bildern stehst du zumeist ein Stück weg von Maria und ihrem Sohn, nah bei
Ochs und Esel, gewissermaßen 2. Klasse, und  so alt dargestellt, dass du als Vater nicht in Frage
kämest... Doch als der Engel das wiederholte Mal dir im Traum begegnet, nimmst du seine Wei-
sung ernst und ziehst ohne zu zögern Richtung Ägypten. Ein Esel war ja schon da. Vielleicht
reichte das Gold der Könige, ihn auszulösen?
    Ich gehe davon aus, dass du auch bei der Geburt geholfen hast. Von einer Hebamme ist nicht
die Rede, aber Maria wird Hilfe gebraucht haben, versteht sich: alles vorbereiten, die Hand halten,
gut zureden, das Kind aufnehmen, abnabeln, den kleinen Klaps geben, damit die Lunge ihren
Dienst beginnt, der erste Schrei (Ja, so ist's gut!), alles reinigen, den Kleinen windeln, und der
Mutter ein Süppchen bereiten. Du hattest alle Hände voll zu tun, bevor die Hirten sich staunend
drängten und später die Könige mit ihrem Gefolge.
    Du hast das wirklich gut gemacht, alter Freund; bei der Geburt und all' die Jahre danach. Der kleine  
Jesus wird dir mit der Zeit ans Herz gewachsen sein. Alle, die deinen Namen tragen, erinnern an dich
und an ihn. Ich ziehe meinen Hut vor dir. Danke, lieber Joseph! Sei gegrüßt!

Durchgedreht.

Die Weihnachtspyramide auf unserem Tisch
benimmt sich etwas absonderlich: Sie singt!
Und ich höre es deutlich. Wenn sie erst einmal
in Schwung ist, erklingen immer und immer
wieder die ersten drei Töne von "Wiener Blut".

Jede andere Pyramide dreht schweigend vor
sich hin. Die Heilige Familie mit den Königen
im Kreise, als wären sie schon auf der Flucht
vor Herodes; mal schneller, mal langsamer, ganz
nach der Kraft der Kerzen. Ebenso die Hirten
mit ihren Schafen, die rückwärts drehen; und
ganz oben die Engel mit ihren Instrumenten.

Aber wer sagt denn, dass sie das falsche Lied
spielt!? Vielleicht hat Petrus, nachdem er einige
hunderttausendmal "0 du fröhliche" und "Ich
steh an deiner Krippen hier" und "Lasst uns das
Kindlein wiegen" und "Großer Gott, wir loben
dich" und all die anderen Lieder mit seinen
himmlischen Chören gesungen hat, einfach mal
etwas anderes angestimmt im Takt des Walzers:
"Wiener Blut"?!

Von Weihnachten.

Und wieder naht das Weihnachtsfest
    mit alten Worten, Spielen, Liedern.
    Und wieder trifft es dich und mich
    und rührt uns an in allen Gliedern.
Einst war ein Engel, unverhofft, 
    und sprach von Zeit und Ort und Ziel.
    Einst war die Miriam, klug und still,
    und ahnt von Gottes Tun nicht viel.
Einst waren Hirten auf dem Feld;
    hier schliefen welche, andre wachten,
    als gleißend Licht sie tief erschreckte,
    den letzten Schläfer unsanft weckte.
Wie sollten sie die Worte deuten
     vom Kind im Stall, von Gottes Reich?
     Es war wie fernes Glockenläuten
     und doch so nah und Himmeln gleich.
Einst suchten Menschen nach dem Kind,
     geführt von Stern und himmlisch Schall.
     Sie fühlten sich geborgen lind,
     und weit entfernt das Welten-All.
Das Kind wuchs auf, das Kind ward Mann.
     Er wies sich aus durch Wort und Zeichen.
     Immanuel ward er genannt. Es gibt
     auf Erd' nicht Seinesgleichen.
Und wieder naht das Weihnachtsfest 
     mit Lied und Glanz, mit Wort und Licht.
     Es will dein Leben machen ganz.
     Es soll so werden, wie Gott spricht!

Autor:

Martin Steiger

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