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Predigttext: Gelassen bleiben

Michael Tetzner, Pfarrer in Freiberg

Denn der Glaube ist nicht jedermanns Ding.
2. Thessalonicherbrief 3, Vers 2 b

Von Michael Tetzner

Meine Mutter sagte zu mir als Kind: Fremde Briefe liest man nicht! Nun lesen wir im Neuen Testament seit fast 2000 Jahren einige Briefe, die nicht an uns adressiert sind. Offensichtlich waren diese Briefe wie heutige E-Mails, die man an andere weiterleitet, weil sie wichtige Informationen enthalten, die für alle von Nutzen sein können.
Was hat die Gemeinde in Thessalonich im Norden Griechenlands mit meinen Sorgen und Nöten in Ostdeutschland 2017 zu tun?
»Denn der Glaube ist nicht jedermanns Ding.« – Mit diesen Worten könnte man sich trösten, wenn man wieder einmal traurig ist, weil jemand aus der Kirche ausgetreten ist. »Der Herr ist treu«, heißt es weiter, und »er wird euch stärken«. Wir müssen bei negativen Erfahrungen nicht resignieren, sondern wissen: Gott wird uns stärken, uns hindurchtragen. Gott wird uns den guten Weg weisen.
Wie sieht dieser Weg aus? »Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes …« – Das ist die bleibende Herausforderung: ausgerichtet zu sein auf die Liebe Gottes. Zum anderen: »Der Herr aber richte eure Herzen aus … auf die Geduld Christi.« – Geduld, das Fremdwort hierfür lautet »Toleranz«. Das lateinische »tolerare« heißt übersetzt »erdulden«, »ertragen« und meint genau dieses: Eben nicht in kämpferischer Manier sich von den anderen abwenden. Eben nicht die bekämpfen, die uns bekämpfen. Wir dürfen und wir sollen unseren Glauben nicht verleugnen, nicht verheimlichen, sondern sollen Zeugnis davon ablegen. Aber wir brauchen uns nicht auf dieselbe Ebene begeben wie manche Gegner des Christentums. Wir können gelassen bleiben. Geduldig. Tolerant.
Warum? Weil Gott, weil Christus tolerant ist. Er kann warten. Er tut es auch. Es ist nicht unsere Aufgabe, Gottes Wirklichkeit zu beweisen. Er wird es am Ende tun. Es ist auch nicht unsere Aufgabe, endgültige Urteile zu sprechen – und, ehrlich gesagt, darüber bin ich auch sehr froh. Wir enthalten uns vielmehr solcher richtender Aussagen und können es getrost Gott überlassen, wie er mit denen umgehen will, denen der Glaube nicht so ihr Ding ist. Was wir aber immer wieder tun können, ist für uns und für diese Menschen die Hände zu falten und zu beten.

Predigttext nach dem Entwurf der revidierten Perikopenordnung

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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