Mein ganzes Leben zurechtgerückt

WAS WIRKLICH WICHTIG IST

Wir sind ein geladen, meine Frau und ich, zur einer Matinee nach Weimar
ins Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens aus Anlass der Buch-
präsentation: "100 Jahre Die vor und frühgeschichtlichen Altertümer Thü-
ringens", weil wir einen der Autoren kennen.

Die Veranstaltung ist gut besucht. Nach einer Begrüßung moderiert der
Leiter der Einrichtung, Dr. Grasselt, drei der Autoren referieren über ihre
Themen, Musik ist auch dabei, und danach ist ein kleiner Buffet vorbereitet.
Und schon erhebt sich Stimmengewirr, während die Musiker, eine Violinistin
und ein Cellist, weitere Stücke, wohlklingend und fein aufeinander abge-
stimmt, zu Gehör bringen.

Wir setzen uns mit einem Glas Sekt in der Hand zu den Wenigen, die weiter
zuhören wollen, und freuen uns über das bunte Programm zwischen Klassik
und Moderne. Irgendwann gegen Ende, in einem Stück von Bela Bartok, er-
klingt der Choral: "Erschienen ist der herrlich Tag". Ich gehe danach zu ihnen
und frage, ob sie wüssten, dass sie einen Choral gespielt haben und welchen?
Ja, dass ein Choral in dem Stück verarbeitet sei, das wüssten sie, aber nicht
welcher. Ich nenne ihnen den Titel, und sie freuen sich darüber. Da ist auf ein-
mal mit einem einzigen Osterlied mein ganzes Leben zurecht gerückt.

Erschienen ist der herrlich Tag, dran sich niemand g'nug freuen mag.
Christ, unser Herr, heut triumphiert, all sein Feind er gefangen führt.
Halleluja!  (Nikolaus Hermann, 1560)