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MARIE-LUISE VON TAL
Bewerbungen kamen aus ganz Deutschland

Foto: pixabay.com/Rico

An den Kirchgemeinden größerer Städte waren bis zur Wende von 1989 neben einigen Pfarrern und Mitarbei-tern oft auch zwei hauptamtliche Musiker  beschäftigt: Stadtkantor und Stadtorganist. Der Kantor kümmerte sich um die Chöre, die Nachwuchsarbeit und die großen Aufführungen; der Organist kümmerte sich um die Kirchenmusiken, das Orgelspiel bei Gottesdiensten und Kasualien und die Konzertreihen. Im Zuge der Strukturreformen ("Nur noch eine A-Stelle für eine Stadt!" wurden diese Stellen, von Ausnahmen abgesehen, auf eine reduziert. So war es auch in W. Die Stelle der Stadtorganistin, die ich sehr gerne gehört habe, wurde mit ihrem Eintritt in den Ruhestand gestrichen, und der Stadtkantor, ein Freund aus alten Tagen, musste sich wieder intensiver mit dem Orgelspiel befassen. 2003 begann auch sein Ruhestand, und die Stelle wurde ausgeschrieben.

Es kamen diverse Bewerbungen aus ganz Deutschland, und eine 10-köpfige Findungskommission lud vier Bewerber, eine Frau und drei Männer, zum Probespiel ein. Ich muss sagen, das war spannend und eine schöne Zeit! Der jeweilige Bewerber musste eine Probe mit dem Bach-Chor leiten,  mit diesem im Gottesdienst singen
und den Gottesdienst spielen. Und er musste ein halbstündiges Orgelkonzert geben und danach der Findungs-kommission, dem Gemeindekirchenrat und weiteren Interessierten Rede und Antwort stehen.   
Die Wahl fiel auf den Bewerber aus Essen, der aber die Wahl ausschlug. Der aus Halle in Westfalen wäre gern nach W. gekommen. Doch vom GKR wurde , gegen den Rat der Beratergruppe, Marie-Luis von Tal ausgewählt.

Sie kam aus Süddeutschland und war eine sehr gute Organistin, machte sich aber sogleich unbeliebt bei der
Probenarbeit mit der Staatskapelle für das Weihnachtsoratorium, und indem sie durch einen externen Stimm-bildner die Sängerinnen und Sänger des Chores in kleinen Gruppen vorsingen und bewerten ließ. Sie war unzu-frieden mir den Bedingungen, die sie in Weimar vorfand, und es wurde bekannt, dass es in der alten Gemeinde Probleme gegeben hatte, und man dort in Unfrieden voneinander geschieden war.
Das war alles noch in der Probezeit, und es hätte zu keiner Festanstellung kommen müssen. Doch der GKR ließ diese Möglichkeit verstreichen, und danach zeigte Frau von Tal eine Dienstauffassung, die man als "Dienst nach Vorschrift" bezeichnen konnte. Nachdem sie dann während einer Krankschreibung irgendwo in Süddeutsch-land ein Konzert gab, kam es zu einer Kündigung, gegen die sie sich mit ihrem Anwalt wehrte, weil es zuvor keine Abmahnung gegeben hatte. Schließlich kam es zu einem Vergleich, der für die Kirchgemeinde sehr teuer wurde. Doch möchte ich hier noch einen Satz anfügen, um mich vor eventuellen Rechtshändeln zu schützen. Es könnte natürlich sein, dass die unmittelbar Betroffenen die Sache ganz anders gesehen haben und sehen.

Als ich 2003, im Jahr der EXPO, zum Kirchentag in Hannover war, saß bei einem der Gottesdienste in der Bank hinter mir ein Mann mit einer schönen und sicheren Stimme. Nach dem Gottesdienst machten wir uns einander bekannt. Er war aus der früheren Gemeinde der Frau von Tal, und als er hörte, dass ich aus W. bin, sagte er: "Ach, da ist ja jetzt die und die... Das Problem haben ja nun Sie. Was sind wir froh, dass wir die los sind!" So klein ist manchmal die Welt!

Doch nun muss auch dieses geschrieben werden. Unsere Hauptkirche in W. hat seit dem 01.08.2010 einen neuen Kantor und Organisten: Johannes Kleinjung, der aus Bad Hersfeld gekommen ist. Mit ihm sind wir alle
sehr zufrieden. Ja, er ist mit Frau und Kindern für W. ein echter Glücksfall!

Autor:

Martin Steiger

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