Das Dorf werde ich so schnell nicht vergessen
CHRISTVESPER IN RIETHGEN
Seit wir in Hemleben wohnen, predige ich zu Heiligabend in unserem Dorf, und das hat sich gut eingespielt.
Der zuständige Pfarrer sorgt dafür, dass jemand die Orgel schlägt; eine von den jungen Frauen des Dorfes kümmert sich um das Krippenspiel; ich lege Lieder und Ablauf fest und halte eine kurze Predigt.
Im letzten Jahr nun, 2009, hatte ich darüber hinaus eine Einladung nach Riethgen, einem kleinen Dorf in der Nähe, und weil eine Älteste des Dorfes so drängelte ("Herr Pfarrer, wir holen und bringen sie auch!") hatte ich zugesagt. Pünktlich wurde ich abgeholt. Wir hatten ein freundliches Gespräch während der Fahrt. Ich war ein bisschen gespannt auf die Kirche, um die sich ein paar wendige Gemeindeglieder kümmern, -eine Patronatskirche der ehemaligen Kommende Griefstedt- und das sieht man ihr auch an, obwohl die Kirche aus Sicherheitsgründen im Inneren eingerüstet ist. Wir betraten zunächst den Gemeinderaum. Ich nahm meinen Hut ab, legte ihn auf das Klavier und begrüßte die anwesenden Leute. Auch dort ein Krippenspiel, das immer eine katholische, junge Frau aus Riethgen einübt. Auch dort einer am Keybord, und die Christvesper nahm ihren Verlauf zu aller Zufriedenheit, denke ich. Während die Hirten zu Gange sind, fällt mir auf, dass einer von ihnen einen schicken Hut aufhat, denke mir aber nichts weiter dabei. Als die Christvesper zu Ende ist, und ich die Gemeinde verabschiedet habe, kann ich meinen Hut nicht finden. Ich wende mich an Frau Krauß, die mich engagiert hat, und sage: "Ich bin mit meinem Hut gekommen und würde auch gern wieder mit meinem Hut zurück fahren!" Sie ist kein bisschen verlegen, geht zu der Stelle, wo die Spieler ihre Sachen abgelegt haben und kramt zwei Hüte hervor, von denen es aber keiner ist. Der Dritte ist dann der meine. Er ist ein bisschen verbeult und hat offensichtlich auf der Erde gelegen. Aber mein Hut ist ein Markenhut aus dem Salzburger Land, und ich kann ihn mit wenigen Handgriffen wieder zu meinem Hut machen. Einer von den Hirten hat ihn auf dem Klavier gesehen und angenommen, dass der für ihn sei. Wie lachen beide, und ich fahre froh zurück. Nun habe ich gerade noch Zeit, mich aufzuwärmen und die Predigt für Hemleben noch einmal durchzugehen. Das Dorf Riethgen aber werde ich so schnell nicht vergessen!
Autor:Martin Steiger |
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