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L I C H T E R K I R C H E
Die Psalmodiererei ging uns mächtig auf die Nerven

Lichterkirche heißt der Früh-Gottesdienst am 1. Advent, 7 Uhr, in der Stadtkirche St. Georg in Schmalkalden.  Wenn meine Frau Elke Christine davon erzählt, strahlen ihre Augen. Sie wurde dort getauft und konfirmiert, ging in die Junge Gemeinde, und wir haben uns dort auch trauen lassen. Immer wenn die Adventszeit naht, bringt meine Frau diesen schönen Gottesdienst ins Gespräch. Man muss, wenn man ihn erreichen will, aller-dings spätestens 5.30 Uhr losfahren. Und ohne Toilette und kleines Frühstück gehe ich nicht aus dem Haus.

Im letzten Jahr waren wir etwas spät dran. Ich sage zu meiner Frau: "Lass uns trotzdem fahren. Die werden doch auch einen 10-Uhr-Gottesdienst anbieten. Der wird dann auch schön werden!" Zur Ev.-Luth. Kirchge-meinde Schmalkalden gehören gut 50% der Bevölkerung. Lohnte es, im Internet nachzuschauen?  Das
brachte uns aber auch nicht weiter. Die Eintragung war nicht auf dem letzten Stand.

So fuhren wir dennoch los. Kein Regen und kein Frost. Wir hatten eine schöne Fahrt und waren pünktlich vor Ort.  Und? Kein 10-Uhr-Gottesdienst! Wir waren enttäuscht.  Doch immerhin fanden wir in der Nähe der Kirche eine Toilette und konnten uns erst einmal erleichtern. Wir beschlossen, wieder über den Heuberg zurück zu fahren. Vielleicht hatte Friedrichroda ein Angebot? Als wir dort an der Kirche ankamen, läuteten die Glocken, und die Kirchentür war einladend geöffnet. Wir freuten uns, fanden einen Parkplatz und gingen hinein. Das Kirchenschiff war spärlich gefüllt. Aber es waren ja auch noch einige Minuten bis zum Beginn. Aus der Empore sammelte sich der Kirchenchor, und wo ein Kirchenchor ist, da ist auch ein Leiter, und der würde wohl den Gemeindegesang begleiten, hofften wir.

Da hatten wir richtig vermutet. Überhaupt war es ein schöner Gottesdienst. Es wurden die Lieder gesungen, die wir am 1. Advent erwarten. Die Orgel wurde mühelos gespielt. Der Chor sang überraschend sauber und 
wohlklingend. Der Pfarrer war sympathisch und hielt eine ordentliche Predigt. Doch wurde sehr schnell klar, dass wir einen Pfarrer vor uns hatten, der das Liturgische überaus liebte und die Gemeinde damit überforderte. Er hatte zwar Stimme, beherrschte aber die liturgischen Elemente selbst nur bedingt und ließ keine Gelegen-heit aus, den Gottesdienst zu verlängern...

Wie gesagt, insgesamt ein schöner Gottesdienst. Aber anderthalb Stunden in einer ungeheizten Kirche und die dauernde Psalmodiererei. Die ging uns mächtig auf die Nerven. Wenn wir dort wohnten,  würden wir höchstens einmal im Monat den Gottesdienst aushalten. Schade! Was zu viel ist, ist zu viel!

Autor:

Martin Steiger

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