Weimar: Einbußen durch Corona beklagt
Geld fehlt für Rücklagen
Michael Schneider ist Vorsitzender der Kirchengemeinde Weimar. Als Unternehmer weiß der 53-jährige, wie mit dem coronabedingten Rückgang von Kollekten und Spenden umzugehen ist. Beatrix Heinrichs hat mit ihm gesprochen.
Wie hoch ist der Kollektenausfall in Ihrer Gemeinde durch die Corona-Beschränkungen?
Michael Schneider: Der Ausfall ist deutlich größer als 50 Prozent. Man muss sehen, dass dieser Umstand nicht allein auf die Zeit des Lockdowns im März zurückzuführen ist. Durch die Hygienemaßnahmen sind die Besucherzahlen bei den Gottesdiensten im Moment nicht so hoch wie sonst. Das hat Auswirkungen auf die Kollekten, die sich derzeit auf 25 bis 35 Prozent der Vorjahreseinnahmen belaufen. Härter aber noch als die rückläufigen Kollekten trifft uns der Ausfall an Spenden. Die Stadtkirche St. Peter und Paul ist ein beliebtes touristisches Ziel, und die Einnahmen, die hier generiert werden, sind ein signifikanter Posten im Gesamthaushalt.
Wo fehlt das Geld nun?
Das kann man so konkret nicht gegenrechnen. Zum Beispiel konnten wir durch den Wegfall bestimmter Angebote auch Geld einsparen. Gleichwohl liefen die Fixkosten, wie die für Personal oder Versorgung, ja weiter. Anders als in anderen Bereichen, konnten wir unsere Mitarbeiter nicht in Kurzarbeit schicken – es gab ja oft noch mehr zu tun. Was aber jetzt schon feststeht ist, dass uns das Geld fehlen wird, um Rücklagen für Personal- und Baukosten zu bilden. Die werden wir nicht in voller Höhe oder gar nicht realisieren können.
Seit August gibt es einen Spendenautomaten in der Weimarer Stadtkirche. Kann der "digitale Klingelbeutel" Finanzlöcher stopfen?
Geräte wie diese sind besonders beliebt bei ausländischen Touristen, auf die wir im Moment verzichten müssen. Aktuell verzeichnen wir drei bis fünf Nutzungen am Tag. Nach Aussage des Betreibers ist das überdurchschnittlich. Bezogen auf den Gesamthaushalt unserer Gemeinde ist es lediglich ein Zubrot und noch kein finanzieller Mehrwert. Die Idee hat aber Potenzial.
Welche alternativen Einnahmemöglichkeiten gibt es?
Mit dem nächsten Gemeindebrief werden wir auf die besondere finanzielle Situation hinweisen. Und wir werden bitten, mit dem Gemeindebeitrag die Arbeit der Kirchengemeinde zu unterstützen. Der Gemeindebeitrag ist eine der wenigen Möglichkeiten, das so unmittelbar zu tun. Das Geld, was hier eingenommen wird, kommt direkt und umfänglich bei der Gemeinde an.
Welche beruflichen Erfahrungen helfen Ihnen beim Krisenmanagement im Ehrenamt?
Als Unternehmer weiß ich, dass jede Planung angepasst werden kann. Kosten müssen einfach vernünftig abgewogen werden, und Ausgaben können auch mal ins nächste Jahr verschoben werden. Vieles geht, wenn man will.
Autor:Beatrix Heinrichs |
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