Kirche ist spannend
Porträt: Julia Braband – Studentin und Mitglied der Kirchenleitung
Von Diana Steinbauer
Für einen Urlaub fehlt Julia Braband im Reformationsjubiläumsjahr 2017 die Zeit; aber stillsitzen und dem süßen Nichtstun nachhängen – das ist eh nichts für sie. Bereits als Schülerin des Erfurter Ratsgymnasiums begann sie, sich ehrenamtlich zu engagieren, heute hat sie für ihr junges Alter erstaunlich viele Ämter inne. Im Mai wurde sie sogar in den Rat des Lutherischen Weltbundes gewählt.
Engagement für andere, die Arbeit in Gremien und Synodensitzungen: all das klingt wenig attraktiv und nicht sonderlich spannend für Jugendliche – nicht so für Julia Braband: »Es ist natürlich schwer, alles unter einen Hut zu bekommen, aber es macht mir unheimlich viel Spaß, mich zu engagieren. Ansonsten könnte ich es nicht machen und hätte auch keine Lust, wieder nach Magdeburg zu fahren oder nach Halle oder mal eben nach Namibia. Man braucht Freude an dem, was man tut.«
Alles begann mit der Vakanzvertretung in der Elxleber Gemeinde. »Der Stadtjugendpfarrer von Erfurt war bei uns und fragte, ob ich nicht mitkommen wolle zum Stadtjugendrat? Ich hab es mir mal angesehen.« Dann ging es gleich weiter in den Landesjugendkonvent, dem sie mittlerweile vorsteht.
Heute ist sie aus dem Kreis derer, die in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) präsent sind, nicht mehr wegzudenken. »Klar sind Sitzungen einerseits echt langweilig, aber man lernt so viele Menschen kennen und das ist unheimlich wertvoll, gerade auch international. Das ist besser als jedes Auslandsstudium für mich, weil ich so viele verschiedene Kulturen erlebe. Das ist sozusagen der positive Mehrwert der ganzen Arbeit.«
Der Glaube gibt ihrem Leben seit jeher ein festes Fundament. Trotzdem war der Weg zur Theologie alles andere als vorprogrammiert. »Eigentlich wollte ich immer Medizin studieren«, sagt sie und lächelt. »Ich hatte schon einen Studienplatz«, so die 24-Jährige. Doch zunächst entschied sie sich für eine Ausbildung zur Krankenschwester. Bei ihr wuchs jedoch das Interesse für Theologie und irgendwann stand sie am Scheideweg. Theologie oder Medizin. Sie entschied sich für Theologie.
Die Praxis, für die Menschen vor Ort und ganz konkret da zu sein, das ist es, was sie will. In diesem Zusammenhang kritisiert sie, dass das Theologiestudium ein rein wissenschaftliches Studium sei und es nur ein verpflichtendes Praktikum gebe. Darum plädiert sie dafür, vor dem Studium eine Ausbildung zu absolvieren. »Ich finde, man sollte mal in das ganz normale Leben reingeschnuppert haben, sonst studiert man fernab der Realität und vergisst, wofür man die Ausbildung macht.«
Julia Braband will etwas bewegen. Das heißt aber nicht, dass sie alles Althergebrachte umschmeißen möchte. Gerade die Liturgie empfindet sie als wertvoll. Es fehle ihr oftmals aber der Mittelweg zwischen klassischen Elementen und modernen Formen: »Einerseits loslassen von alten Dingen, die überhaupt keiner versteht, und andererseits neue Dinge einbringen.«
Was sie schätzt und bewundert ist, dass anderswo die Christen ihren Glauben sehr offen leben, sich nicht des Evangeliums schämen. »Der eigene Glaube ist kein populäres Thema. Manchmal wird man sogar ausgelacht. Gerade Jugendliche erleben das ja, wenn sie sagen, ich bin getauft und glaube an Gott. Das ist ein Problem unserer Gesellschaft«, sagt sie.
Ein Bibelvers trägt Julia Braband seit zehn Jahren. Es ist ihr Konfirmationsspruch aus Psalm 73: »Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an.« Diesen Vers hat sie sich damals selbst ausgesucht. »Es ist interessant zu sehen, was der Spruch in meinem Leben bedeutet«, sagt sie.
Julia Braband hat einen klaren Fahrplan. Noch vor dem 30. Geburtstag möchte sie ordiniert werden. Wohin es sie verschlagen wird, das weiß sie nicht, aber in der EKM möchte sie bleiben.
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