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Rückwärtsgang: Luther wieder in Latein

Der Baseler Verleger Adam Petri veröffentlichte 1520 diesen Band. | Foto: Landeskirchliches Archiv

Restauriert: In Basel 1520 veröffentlichter Sammelband aus dem Landeskirchlichen Archiv

Von Hagen Jäger

Schon zu Martin Luthers Lebzeiten waren viele Menschen begierig, die Schriften des Reformators zu lesen. Sie wurden, nachdem sie zumeist in Wittenberg erschienen waren, an anderen Orten nachgedruckt, und auf diese Weise immer weiter verbreitet. Man konnte damals mit dem Nachdruck von Lutherschriften viel Geld verdienen. Ein Copyright, wie heute, gab es nicht und ein Honorar für seine geistige Arbeit hat Martin Luther nie erhalten. Um 1518 war Luther schon so bekannt und hatte bereits so viele Schriften veröffentlicht, dass geschäftstüchtige Verleger in Basel und Straßburg sich bemühten, eine Gesamtausgabe der Werke des Reformators zu veröffentlichen. Eine erste besorgte 1518 der Baseler Drucker und Verleger Johannes Froben (1460–1527). Sie enthielt alle Schriften Luthers, die er bis zu diesem Jahr veröffentlicht hatte. Andere folgten Froben, und es erschienen bis 1520 drei weitere Sammelausgaben mit den Werken Luthers.
Eine dieser frühen und heute seltenen Ausgaben von Luthers Schriften befindet sich auch im Landeskirchenarchiv in Eisenach. Sie wurde im Juli 1520 von dem Baseler Drucker und Verleger Adam Petri (1454–1527) veröffentlicht und enthält mehr als zwanzig Lutherschriften aus der Zeit zwischen 1517 und 1520, Sermone, Streitschriften, Akten und den Kommentar über den Brief des Apostels Paulus an die Galater. Da der umfangreiche Band für gebildete Leser bestimmt war, liegen in ihm alle Schriften in lateinischer Sprache vor. Auch einige, ursprünglich in deutscher Sprache veröffentlichte Sermone wurden für diese Ausgabe ins Lateinische übersetzt.
Das Buch stammt aus der ehemaligen Eisenacher Ministerialbibliothek, die einst im Turm der St.-Georgen-Kirche aufgestellt war. Diese bedeutende Kirchenbibliothek wurde 1596 von dem späteren Stedtfelder Pfarrer Sebastian Khymäus (1535–1614) gegründet. Bedeutende Zuwächse erhielt sie durch verschiedene Schenkungen. Als eine solche erweist sich auch der Band mit den Lutherschriften. Der Eisenacher Pfarrer Johannes Himmel (1546–1626) hat ihn der Ministerialbibliothek gestiftet. Er ist eifrig benutzt worden, denn auf vielen Seiten finden sich Unterstreichungen und Randbemerkungen einstiger Leser. Die machen diesen Petri-Druck von frühen reformatorischen Schriften Luthers zu einem einmaligen Buch, das in seiner Weise auch ein bedeutendes Denkmal der Reformation darstellt. Dieses ist mit landeskirchlichen Mitteln zur Reformationsdekade restauriert worden.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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