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Wann ist der Mensch tot?

Hirntod und Organspende: Themenkomplex beim Spiegelsaalgespräch in Magdeburg

Von Renate Wähnelt

Mit Vehemenz vertrat Margot Papenheim die Forderung, dass der Gesetzgeber definieren müsse, wann ein Leben beginnt und wann es endet. Beim jüngsten Spiegelsaalgespräch der Evangelischen Akademie zum Thema Hirntod und Organspende war neben der Theologin vom Verein Evangelische Frauen in Deutschland (EFiD) der Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Vivantes-Klinikum Berlin, Dag Moskopp, eingeladen. Merkmal der Spiegelsaalgespräche sei, dass sie sich grundlegenden Fragen widmen, auch wenn sie gerade nicht im Mainstream liegen, sagte Mit-Gastgeber Albrecht Steinhäuser, Beauftragter der Evangelischen Kirchen bei Sachsen-Anhalts Regierung, zur Begrüßung. Die Frage, wann ein Mensch tot ist, gehöre dazu.
Der promovierte Mediziner und Professor Dag Moskopp ließ in seinem Vortrag keinen Zweifel: Ein hirntoter Mensch kehrt nicht ins Leben zurück, auch wenn er beatmet wird, Reaktionen zeigt, lebendig wirkt. Nach spätestens zwei Wochen breche der Stoffwechsel zusammen, weil das steuernde Gehirn fehlt. Und Schwangere, die wochenlang beatmet wurden? »Es gab das intakte Gehirn des Kindes«, sagte der Mediziner. Er verwies darauf, dass das Hirntodkonzept bis 1960 entwickelt war, also deutlich bevor Organspende ein Thema wurde. Und bis heute würden die Hirntod-Feststellungen überwiegend benötigt um zu klären, ob die Geräte abgeschaltet werden dürfen. Papst Pius XII. habe seinerzeit das Abschalten erlaubt, wenn der Zustand des Patienten darauf schließen lasse, dass seine Seele entwichen ist.

Neuer Ausweis
Ein echter Disput stellte sich zwischen den Vortragenden nicht ein, denn Margot Papenheim konzentrierte sich auf das Kernanliegen einer Arbeitsgruppe der Evangelischen Frauen. Sie plädieren in einem 2013 veröffentlichten Positionspapier für einen anderen Organspende-Ausweis, der mehr Informationen, u. a. über Hirntod und Einbeziehung von Angehörigen, enthält. Denn für sie ist ein hirntoter Mensch nicht tot, sondern sterbend. Für eine Organspende dürfe er gar nicht tot sein, denn die Organe müssen durchblutet sein; eine Gewebespende dagegen sei auch Stunden nach dem Ende des Stoffwechsels möglich. Das müssten Spender ebenso wissen wie ihre Angehörigen. Ganz wichtig ist Margot Papenheim, dass die Organentnahme unter Vollnarkose erfolgt. »Woher wissen wir denn, dass der Sterbende nichts spürt«, fragte sie. Ebenso wichtig sei die Möglichkeit, Angehörige einbeziehen zu können.
Unabhängig von der fehlenden, vom Gesetzgeber festgelegten Definition, wann ein Mensch tot ist, machte die Diskussion deutlich: Mit seinem Lebensende sollte sich jeder Mensch beschäftigen, sich zu Festlegungen durchringen und vor allem mit seinen Angehörigen darüber reden. Letzteres ist das Wichtigste, sagte der langjährige Notfallseelsorger Michael Kleemann. Vom Wunsch der Organspende zu wissen und diesen Wunsch des Verstorbenen zu erfüllen, kann in der Trauer sehr helfen, sagte er.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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