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vocal ensemble weimar
Wir laden ein, dieses Konzert mitzugestalten

Unter dem Titel "Singendes, klingendes GLÜCK" war das Konzert des Vokal-Ensembles der HfM "Franz Liszt" Weimar zum Abschluss der Tiefurter Montagsmusiken angekündigt. Weil ich Chor-Konzerte liebe, hatte ich mir den Termin alsbald eingetragen, und wir fanden auch einen schönen Platz in der dritten Reihe. Unter den Komponisten, die das Liedblatt anzeigte, kannte ich einen Einzigen: Orlando di Lasso. Alle weiteren (Clement Janequin, Peteris Vaks, Sigismondo D'India u.a.) waren mir unbekannt. Auf dem Liedblatt stand nach einem Willkommen auch folgendes: "Wir laden Sie ein, diese Konzert mitzugestalten. Einstudierte komponierte Musik fließt nathlos in assoziative improvisierte Klangbilder, die Sie mitgestalten können: Erzeugen Sie selber Klänge oder gestalten Sie über das Spiel mit den eigenen Ohren (zuhalten, langsam oder schnell öffnen, Trichter formen) ihre ganz eigene Klangwelt..."
"Das kann ja heiter werden!", dachte ich, fest entschlossen, mich nicht "zum Affen" machen  zu lassen. Aber zunächst kam ja das erste Stück: Orlando di Lasso: La nuit froide et sombre (Die Nacht ist kühl und dunkel, wie das Internet verrät.). Wohlklingend, sehr sauber, junge Leute in Schwarz, denen man ansah und anhörte, dass ihnen das Konzert selbst Freude machte. Die Chefin (Frau Prof. Behnke) in grauem Kostüm , kaum älter als ihre Studierenden. Und dann ging es schon los: die Singenden verließen ihre Plätze, verteilten sich in der  Kirche, bestiegen die Empore und kehrten zurück, sie gossen Wasser in Gläser, erzeugten Töne auf denselben, knisterten mit den Programmzetteln etc., etc. Und das höchst Erstaunliche: Ich ließ mich animieren und ließ alle Vorsätze fahren. Ich hörte mich selbst Töne fabrizieren, Rhythmen schlagen mit den Händen und auf den Bänken, hörte mich krächzen und summen. Und meine Frau sagte später, es habe sich gut eingefügt. Jedenfalls bin ich unter den allgemeinen Tönen und Geräuschen nicht weiter aufgefallen.

Als die Beteiligung der Gemeinde nachließ, war das Konzert auch an sein Ende gekommen. Es  war sehr gelungen! Hätte ich mir etwas anders gewünscht? Eigentlich nicht. Oder doch:  nach den vielen italienischen, lateinischen oder franko-flämischen Texten, dessen Inhalt man nur erahnen konnte (Leider waren die Titel der Motetten nicht übersetzt.), hätte ich mir einen deutschen Abendchoral gewünscht von Bach,  von Mendelssohn oder von Max Reger.

Autor:

Martin Steiger

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