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Cringe gechillt mit Goofy
Über Jugendsprache scheiden sich die Geister – allen voran: die älteren. Wenn das Pubertier am Abendbrottisch von den Erlebnissen des Tages berichtet, ist Konzentration gefragt.
Von Beatrix Heinrichs
Die Notizen aus meinem Vokabelheft teile ich an dieser Stelle gerne mit Ihnen. Ich habe gelernt, dass peinliche Situationen echt „cringe“ sein können und der herumalbernde kleine Bruder „goofy“ ist. Aber Vorsicht: Fallen lauern überall. Wer meint, den Teenager zu verstehen, wird eines Besseren belehrt. Mit seinen Freunden zu „chillen“ beispielsweise war gestern noch die gängige Formel für ein entspannt-lockeres Zusammensein auf dem Bolzplatz oder bei einem Stadtbummel – ist inzwischen aber schon wieder völlig antiquiert. „Ich treffe mich mit ihnen, auf lock“, heißt es da jetzt. Gut, ich notiere das.
Wer Zugang zur Jugendwelt haben möchte, muss vielleicht nicht ihre Sprache sprechen – sie aber zumindest verstehen. Mit dem Glauben ist es nicht anders. Sprache kann ein Türöffner sein – nicht mehr und nicht weniger hatte Martin Luther im Sinn, als er die Bibel ins Deutsche übersetzte. Die rechten Worte zu finden, um verständlich vom Glauben zu reden und auch Jüngere dafür zu interessieren – das allerdings scheint eine Herausforderung zu sein, über die sich trefflich streiten lässt (Seite 13). „Wir sind nicht da, um die Sprache zu retten, sondern Menschen“, meint der Gründer der „Jesus Freaks“, Martin Dreyer. Vielleicht überrascht es, aber das ist ein Anliegen, welches der Theologe mit so manchem IT-Experten gemein zu haben scheint. Für den Erfinder von MP3 und EKM-Synodenmitglied Karlheinz Brandenburg könnte Künstliche Intelligenz eine Chance für Christen sein, um aus ihrer Sprach-Blase herauszutreten. Was denken Sie?
Autor:Beatrix Heinrichs |
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