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GEKE - Zukunft der Kirche
Meistens kam es anders

(v.l.) Gerhard Servatius-Depner, Thomas Andreas Pöder (Studiensekretär GEKE) | Foto: Magdalena Bruckmüller
  • (v.l.) Gerhard Servatius-Depner, Thomas Andreas Pöder (Studiensekretär GEKE)
  • Foto: Magdalena Bruckmüller
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Beim Abend der gastgebenden Kirchen der Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) in Sibiu/Hermannstadt sprach Pfarrer Gerhard Servatius-Depner (Mediasch), Direktor des Zentrums Evangelische Theologie Ost (ZETO) der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, über die Zukunft seiner Kirche. Das Manuskript des ermutigenden Vortrags, der mit viel zustimmendem Applaus bedacht wurde, veröffentlichen wir hier mit freundlicher Genehmigung des Autors: 

Liebe Schwestern und Brüder,

Erich Fried schreibt:
Es ist Unsinn sagt die Vernunft.
Es ist was es ist, sagt die Liebe.
Es ist Unglück sagt die Berechnung. Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst.
Es ist aussichtslos sagt die Einsicht.
Es ist was es ist, sagt die Liebe.
Es ist lächerlich sagt der Stolz. Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht.
Es ist unmöglich sagt die Erfahrung.
Es ist was es ist, sagt die Liebe.

Sollte ich an dieser Stelle über eine Zukunft sprechen, in der renovierte oder verfallene Kirchenburgen vorkommen?...
Sollte ich über die Zukunft unserer Kirche so sprechen, dass sie nur weiter schrumpfen wird?
Oder soll ich über die Ängste vor Veränderung sprechen, oder über die kleinen Einkommen?
Oder sollte ich mit Worten beginnen, wie: „Ich habe einen Traum…“?

Wir rechnen hier mit einem Gott der Überraschungen 

Über unsere Kirche will ich heute ganz anders sprechen. Sie hat in ihrer Geschichte so vieles erlebt und es kam meistens anders, als Menschen sich hätten vorstellen können.
Wir rechnen hier mit einem Gott der Überraschungen. Die letzten 35 Jahre haben uns besonders gelehrt, die Zukunft nicht zu berechnen.
Man wirkt, wo nötig.
Man leidet nach Kräften.
Man lernt, weiter zu vertrauen

Die Zukunft wird nicht nur von uns gestaltet!
Und doch gibt es keine Aussicht auf Zukunft, wenn wir nicht schon heute daran bauen!
In jeder Kirche geht es um Kontinuität und Diskontinuität.
Ecclesia semper reformanda est! Es kann nicht alles so bleiben, wie man gewohnt ist oder wie wir es uns bequem einrichten. Das ist Diskontinuität.
Kontinuität besteht in der bleibenden Botschaft der Kirche, das ist die Verkündigung des lebendigen Wortes und der Liebe Gottes.

Es wird in der Zukunft weniger Menschen geben, die fragen: „Wofür? Wozu? Welchen Sinn hat es?“ Dafür wird es aber mehr geben, die kommen und fragen werden: „Was kann ich tun? Wo werde ich gebraucht?“

Es wird Teenies geben, die keine Lust haben werden, alte Erzählungen zu hören, wie schwer wir es früher hatten… Diese Zukunft hat schon begonnen!
Es wird Menschen geben, die andere mit ihrem Glauben, ihre Hoffnung und ihre Liebe anstecken. Unsere Kirche wird weiter relevant bleiben, eine Brücke zwischen Ost und West, traditionell und modern, heimisch und neu. Die Mitgliederzahlen werden nicht bedeutend wachsen, aber die Kirche bekommt mehr und mehr ein freundlicheres Gesicht und schafft Räume – für Suchende, für Müde, die Erquickung suchen und für Versöhnung.
Es wird Menschen geben, die um klare Strukturen ringen wollen, und solche, denen eher die Freude an dem Moment wichtiger ist.
Ehrgeiz, Stolz, Bescheidenheit, Zufriedenheit werden sich auch in Zukunft aneinander reiben. Aber es wird Menschen geben, die weiter getrieben sein werden von der Liebe zu Gott, dem Nächsten und dieser Kirche.

Wir sind evangelisch!

Evangelium lässt sich mit einem einzigen Wort zusammenfassen: Liebe!
Diese erfüllt uns, lässt uns hoffen, träumen, eifern, sie befähigt und begeistert uns und lehrt uns lieben. Die Liebe höret nimmer auf!
Auch in Zukunft wird unsere Kirche wieder gerne Gastgeberin sein.
Ich stelle mir sehr gut vor, dass einmal ein anderer oder eine andere vor einer solchen großen Versammlung stehen und dann sagen wird:
Wie schon vor 30 Jahren, bei der Vollversammlung der GEKE im Jahr 2024 Pfarrer Gerhard Servatius-Depner sagte: 

"Wir bauen unsere Zukunft schon jetzt, indem wir die Gegenwart voller Hoffnung, Glaube und Liebe gestalten. Als Menschen, die Licht für ihren Weg von oben empfangen"

Es ist was es ist, sagt die Liebe.

Ich bin schon heute tief dankbar für die wundervolle Zukunft unserer Kirche!

Autor:

Willi Wild

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