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Prinzip Hoffnung
Von Willi Wild
Die Kirchenleitung hat es schwer in diesen Tagen. Im ersten Lockdown hat man ihr Untätigkeit vorgeworfen. Die Kirche habe sich nicht selbstbewusst gegen das Gottesdienstverbot gestellt, so die Kritik. Der Vorwurf wurde mehrfach zurückgewiesen und trotzdem Besserung gelobt. Auch wir sind Lernende, hieß es. Der eigens eingerichtete EKM-Krisenstab befasst sich regelmäßig mit der aktuellen Corona-Lage und gibt Empfehlungen und Handlungsanweisungen an die Kirchenkreise und -gemeinden.
Am Wochenende nun kam postwendend mit dem Gottesdienstverbot im Landkreis Hildburghausen der Protest. Sowohl Landesbischof Friedrich Kramer als auch der katholische Bischof des Bistums Erfurt, Ulrich Neymeyr, haben ihr Befremden über die nicht abgesprochene Aktion des christdemokratischen Landrats zum Ausdruck gebracht. Die freie Religionsausübung sei kein beliebiges, sondern ein hohes Gut, so Neymeyr. Warum wurde nicht das Gespräch mit den Kirchen gesucht, fragte Kramer?
Was sollte der Landrat tun? Gleiches Recht für alle. Corona macht auch vor einem Gotteshaus nicht halt. Thomas Müller hätte die Kirchen informieren können, vielleicht sogar müssen. Vermutlich plagen den Landrat gerade andere Sorgen. Am Montag nun wurde das Gespräch nachgeholt. Ergebnis: Es bleibt vorerst beim Verbot von Gottesdiensten. Behörden und Kirchen in dem Corona-Hotspot eint dabei die Hoffnung, dass bis Weihnachten die derzeit hohen Infektionszahlen wieder gesunken sind.
Der mitteldeutsche Kirchenlieddichter Wilhelm Osterwald wusste von der Hoffnung ein Adventslied zu singen: „O du, mein Trost und süßes Hoffen, lass mich nicht länger meiner Pein; mein Herz und Seele sind dir offen, o Jesu, ziehe bei mir ein!"
Autor:Online-Redaktion |
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