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Abendmahl
"Solches tut, so oft ihr’s könnt!"

Unkonven-tionell: Das Abendmahl im Garten ist in der EKM nicht zulässig. Es wird stattdessen ein Agapemahl empfohlen. | Foto: Screenshot Youtube/G+H
  • Unkonven-tionell: Das Abendmahl im Garten ist in der EKM nicht zulässig. Es wird stattdessen ein Agapemahl empfohlen.
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Abendmahl bei Familie Bellmann: Auf dem Tisch im Garten stehen Gläser, in die sie Traubensaft füllen, und Brot. Dazu ein Kreuz, die Bibel und eine Liturgie, um als Familie in Corona-Zeiten selbstständig Abendmahl zu feiern. Die älteste der drei Töchter, Lena, leitet die Feier – ganz selbstverständlich, unaufgeregt und dem heiligen Abendmahl angemessen. Zu sehen ist die Feier auf Youtube.
Die Evangelische Landeskirche in Württemberg hatte allen Familien für Gründonnerstag und Karfreitag die Abendmahlsfeier im häuslichen Kreis gestattet, „auch wenn keine von der Landeskirche ausgebildeten und ermächtigten Personen im Sinne der Abendmahlsordnung anwesend sind, die die Feier leiten.“ Genauso die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers. Sie berief sich auf Artikel 12, Absatz 5, ihrer Kirchenverfassung: „Im Notfall können alle Mitglieder der Kirche aufgrund ihrer Taufe Aufgaben des Amtes der öffentlichen Verkündigung wahrnehmen.“ Für Landesbischof Ralf Meister und den Bischofsrat bedeutete dies: „Damit kann in dieser geistlichen Notsituation jedes Mitglied unserer Kirche die Feier des Abendmahls leiten.“
Recherchen zweier Entsendungsdienstpfarrer aus dem Kirchenkreis Halle-Saalkreis ergaben: In der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wurden in der Karwoche und zu Ostern in sechs Landeskirchen Materialien für ein Hausabendmahl ohne einen Ordinierten für die Einsetzung zur Verfügung gestellt. Allerdings: Nicht in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Gegen ein Hausabendmahl mag es manche Argumente geben. Mich können sie nicht überzeugen: Dass das Abendmahl seinen Ort nur in der Gottesdienstgemeinde hat. Dass ein von „Laien“ eingesetztes Abendmahl zu innerevangelischen oder ökumenischen Verwerfungen führen wird. Und am meisten habe ich mich geärgert über die Aufrufe zu einem bewussten Abendmahlsfasten mit der selbstgewissen Überzeugung: Im Wort Christi ist das Heil doch komplett da, im Angesicht eines tödlichen Virus könnt ihr getrost auf das Abendmahl verzichten!
In den vergangenen Wochen wurde vielerorts auf das Internet gesetzt. Akteure waren überwiegend die hauptberuflichen Mitarbeiter der Kirche. So schrieb mir der hallesche Praktische Theologe Michael Domsgen bereits Ende März aus dem Homeoffice in Wernigerode: „Jetzt, in dieser Zeit schlägt die Stunde des allgemeinen Priestertums. Nun geht es darum, dass wir uns alle als allgemeine Priester bewähren.“
Ja, die haben gut daran getan, die viel Kraft in Anleitungen für Hausandachten und häusliche Agapemahlfeiern gesteckt haben. Die Gemeindeglieder ermutigt haben, die eigene Spiritualität in den Familien zu entwickeln und zum Blühen zu bringen. Ein Formular für die Feier des Abendmahls hätte unsere Landeskirche beisteuern können. Denn, so Michael Domsgen: „Theologisch lässt sich – auch auf der Grundlage des biblischen Befundes – eine solche Regelung gut begründen. Schließlich werden damit die grundlegenden Einsichten nicht außer Kraft gesetzt. Vielmehr geht es darum, sie vor dem Hintergrund der nun gegebenen Ausgangslage neu zu interpre-tieren.“
Beim häuslichen Abendmahl dort im Garten passierte ein kleines Missgeschick – oder hatte Gott seine Hand im Spiel? Lena Bellmann, die die Einsetzungsworte ihrer Landeskirche verwendete, hat sich an einer Stelle vertan. Statt „Solches tut, so oft ihr’s trinket, zu meinem Gedächtnis“, sagte sie: „Solches tut, so oft ihr’s könnt!“
Ich selbst habe in diesen Wochen kein Abendmahl gefeiert. Auch wenn mir das als Ordiniertem mit der Familie möglich gewesen wäre. Mir ist es wichtig, dass das Mahl über den Kreis der mir Vertrauten hinausreicht. Dennoch: Es hätte meiner Landeskirche, die so viel von Erprobungsräumen und von der Bedeutung der Ehrenamtlichen spricht, gut zu Gesicht gestanden, an der Seite der Angefochtenen zu sein und ein Hausabendmahl all denen zu ermöglichen, die die heilende und tätige Nähe Gottes in dieser Krisenzeit sinnlich nahe spüren wollten.
Hans-Jürgen Kant, Superintendent des Kirchenkreises Halle-Saalkreis

Autor:

Online-Redaktion

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