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Bilderkirche № 10
Die Kirche Schellerhau in Altenberg im Erzgebirge

Kirche Schellerhau | Foto: SchiDD, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46935146
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  • Kirche Schellerhau
  • Foto: SchiDD, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46935146
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Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die Gotteshäuser haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Diesmal geht es um das bilderreiche Gotteshaus Schellerhau in Altenberg.

Wer eine Bilderkirche betritt, legt den Kopf in den Nacken: Gemälde an der Decke des Kirchenschiffs zeigen Personen und Szenen aus der Bibel. Um einige dieser besonderen, auch „Bibelkirchen“ genannten Gotteshäuser in Mitteldeutschland geht es in dieser kleinen Serie. Heute: die Kirche in Schellerhau, einem Ortsteil von Altenberg, im sächsischen Erzgebirge.

Die evangelische Dorfkirche Schellerhau in Altenberg entstand als Nachfolgerin des hölzernen Vorgänger-Bauwerks gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr das Gotteshaus mehrfache Umgestaltungen und Ergänzungen.

Mit den ursprünglichen und gut erhaltenen Bildern an der Decke und den Emporen zählt sie zu den schönsten Dorfkirchen in Sachsen und steht unter Denkmalschutz.

Die Kirche Schellerhau gehört zur Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Altenberg-Schellerhau mit Zinnwald und Oberbärenburg und zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Geschichte
Die ersten Siedler von Schellerhau besuchten die Gottesdienste im neun Kilometer entfernten Johnsbach, dessen Pfarrer die Glashütte und einige kleine Orte in der Umgebung betreute.

1561 errichteten die Schellerhauer ein einfaches hölzernes Kirchengebäude in ihrem Ort, woraufhin ihnen Kurfürst August von Sachsen die Anerkennung als selbstständige Kirchfahrt erteilte. Bei seinem Besuch stiftete er eine kleine Glocke, die 1543 gegossen worden war, 300 kg wiegt und die Inschrift „Ave Maria, gratia plena 1543“ („Gegrüsst seist du, Maria, du Gnadenreiche 1543“) trägt.

Diese Holzkirche wurde nach fast 50 Jahren abgerissen, die erste Glocke und der Taufstein sind erhalten geblieben und wurden in den Neubau eingefügt.

Nun bauten die Bergleute und Bauern des Ortes in Anlehnung an den Stil der Frühromanik ein steinernes Gotteshaus, das 1593 eingeweiht wurde. Anfänglich saß in der Mitte des Daches ein Dachreiter, der im 18. Jahrhundert abgebaut und vom an das Kirchengebäude angebauten steinernen Kirchturm ersetzt wurde. In ihm befinden sich die bronzenen Kirchenglocken.

Zur ersten Glocke von 1543 waren inzwischen zwei weitere, größere hinzugekommen. Das älteste erhaltene Kirchenbuch beginnt mit Nachrichten aus dem Jahr 1725 und ist eine Hauptquelle zur Geschichte der Kirche.

Der Kirchturm erhielt 1904 anstelle der Holzschindeln eine mit Kupferblech verkleidete Haube.

Seit den 1980er Jahren wurden dank des Engagements des damaligen Pfarrerehepaares Günzel und der Pfarrersfamilie Hacker, der Unterstützung durch den Kirchenvorstand und mit vielen Helfern das Gotteshaus und seine Umgebung schrittweise renoviert sowie saniert.

Kirchengebäude
Die einschiffige Hallenkirche hat einen rechteckigen Grundriss (15 Meter × 10 Meter), an dem im Nordwesten ein Anbau als Sakristei (etwa 7 Meter × 2,50 Meter), im Südosten ein überdachter vorgezogener Eingangsbereich und am westlichen schmalen Giebel der fast quadratische Kirchturm angefügt sind.

Die Stützen der Empore gliedern den Hauptraum in die Fläche für die Kirchenbänke und in kleinere Nischen. Neben dem Altar befinden sich Betstübchen, die ursprünglich den Forstgesellen vorbehalten waren.

Der westlich an das Kirchenschiff angebaute Turm mit einer fast quadratischen Grundfläche von rund 5,50 Meter × 5 Meter wurde 1724 begonnen und 1756 oder 1790 fertiggestellt. In ihm befindet sich der Glockenstuhl für das dreistimmige Geläut.

Der Kirchturm wird von einer achteckigen kupfernen Haube abgeschlossen, auf dessen Spitze ein Turmknopf und darüber eine Wetterfahne sowie ein vergoldetes Kreuz sitzen. In der Turmnische wurde eine Gedenktafel für die 60 im Zweiten Weltkrieg gefallenen Schellerhauer Bürger angebracht.

Emporen und Bilderdecke
Der Kirchenraum ist umlaufend mit geschnitzten und bemalten Emporen ausgestattet. Beim Neubau der Orgelempore beim Einbau eines neuen Instruments waren in früheren Jahrhunderten einige Gemälde-Felder herausgenommen worden, die im Dachstuhl verbaut wurden.

An der bemalten Holzkassettendecke sind Adam und Eva nach einem Motiv von Albrecht Dürer) dargestellt sowie die Kreuzigung Jesu, umgeben von Aposteln, Evangelisten und Engeln mit Leidenswerkzeugen. An den Emporen sind Szenen aus dem Alten Testament (Nordseite) und aus dem Leben Jesu (Südseite) dargestellt.

Die kleineren Tafeln hinter dem Altar zeigen Engel, die vom auferstandenen Christus die Marterwerkzeuge entfernen.

Die noch vorhandenen Gemälde, auch an der Decke, wurden erstmals Mitte der 1970er Jahre von den Künstlern Max Merbt, Rudolf Gebhardt und Max Rosenlöscher aus Dresden restauriert.

Bei Umbau-Arbeiten zu Beginn der 1990er Jahre fanden sich die ausgebauten Bildwerke, mit der Bildseite nach unten, als Bestandteile der Dachdielung. Ein solches Brett diente bei späteren Restaurierungsarbeiten an der Orgel und der Empore dem Holzbildhauer Hans Kazzer aus München als Vorlage für seine Überarbeitungen und Ergänzungen.

Altar
Der Altar wurde 1560 aus Sandstein gefertigt und mit Ornamenten, Fruchtgehängen, Putten sowie Sprüchen in deutscher und lateinischer Sprache geschmückt. Eine aus Kupfer getriebene Taufschale zeigt eine stilisierte Taube als Sinnbild für den heiligen Geist.

Das Altarbild aus dem Jahr 1681 von Chr. Männchen (Männigen) zeigt die Kreuzigung, darunter in der Predella ist das letzte Abendmahl und darüber die Auferstehung zu sehen.

Auf dem Altartisch können zwei zinnerne Bergmannsleuchter aufgestellt werden – Geschenke aus dem Jahr 1684 aus Geising und Zinnwald. Diese entwendeten französische Soldaten der Napoléon-Armee im Jahr 1813. Erst 1940 konnten sie dank einer Spendensammlung zurückerworben werden und in die Schellerhauer Kirche zurückkehren.

Kanzel
Die heutige Kanzel kam 1979 in das Gotteshaus, als die Schellerhauer Gemeinde sie anlässlich der umfangreichen Renovierungsaktion von der Kirchgemeinde in Alt-Penig erwarb.

Orgel
Bereits im ersten Steingebäude muss eine Orgel vorhanden gewesen sein, deren Orgelbaumeister jedoch unbekannt ist. Ihr Prospekt war unter anderem mit Bildern geschmückt, die als „Armen-Bibel“ dienten.

Am 1. Juni 1856 erwähnte ein Zeitungsartikel die Weihe der Orgel des Orgelbaumeisters Carl Traugott Stöckel aus Dippoldiswalde, die die Orgel des 1771 eingebauten Werkes ablöste.

Im Jahr 1973 erhielt die Schellerhaus Kirchengemeinde eine in der Werkstatt des Orgelbaumeisters Schuster in Zittau gefertigte, neue Orgel. Sie hat 755 Orgelpfeifen, ein Manual und 10½ Register.

Die Orgelempore wurde bei dieser Gelegenheit unter Leitung des Architekten Christian Möller aus Dresden erneuert und behutsam in das historische Gotteshaus eingefügt.

Koordinaten: 50° 46′ 35,8″ N, 13° 41′ 25,08″ O

https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Schellerhau
(dort auch Verzeichnis der Autoren; Textnutzung entsprechend Creative Commons CC BY-SA 4.0)

Autor:

Holger Zürch

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