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Lektüre fürs Osternest

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Aus dem Ei gepellt: Die Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt sind in diesem Frühjahr vielfältig. Sie reichen von biblischen Rollenvorbildern über Schöpfungsvisionen für die Zukunft bis hin zu abenteuerlichen Igelgeschichten. Eine kleine Auswahl.

Das Buch „Auferweckung“ des Theologen Ingolf U. Dalferth hat es in sich: Es ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die zentrale Bedeutung von Ostern. In dem dichten – und in dieser Form sicher vor allem für theologisch geübte Leser geeigneten – Text beschreibt Dalferth die Auferweckung des Gekreuzigten durch Gott als den entscheidenden Schlüssel für das Begreifen der Rettung und Neuwerdung der Welt durch Gott. Die Auferweckung taucht alles in ein neues Licht: Nichts ist dem Tod ausgeliefert, kein Ort ist so fern von Gott, dass dieser nicht dort wirken könne. "Gottes schöpferische Liebe bleibt auch im Tod wirksam gegenwärtig und gibt den Toten Teil an seinem göttlichen Leben."

Dalferth setzt sich auch mit Positionen auseinander, die die Bedeutung der Auferweckung verkürzen oder das rettende Wirken Gottes herunterspielen. Er stellt klar: „Nicht Gott begibt sich ans Kreuz, sondern der Gekreuzigte wird in Gottes Leben einbezogen. (…) Gott ist nicht tot, sondern stärker als der Tod.“ Die Auferweckung sei der Beginn des Christentums, in dem Gott das Wesen seines Wirkens als schöpferische Liebe erweist, die nicht einmal am Tod an ihre Grenze kommt. Weil es um Gottes Heilshandeln geht, solle von „Auferweckung“ statt von „Auferstehung“ gesprochen werden.

Denn allein Gott und nicht Jesus handelt in diesem Ereignis. Und dieses Wirken gilt allen Menschen, der ganzen Schöpfung. Es setzt einen Prozess der "Menschlichwerdung des Menschen" in Gang, das ein Leben in und aus der Gegenwart Gottes ist: Durch die österliche Selbstoffenbarung Gottes werden Menschen aus der Gottesblindheit in die Gottoffenheit geführt, in der sie durch gelebte Mitmenschlichkeit teilnehmen am Leben Gottes. Dieser Weg kennt nur eine Grenze: „Die Unerschöpflichkeit der Liebe Gottes.“

Stefan Seidel

Dalferth, Ingolf U.: Auferweckung. Plädoyer für ein anderes Paradigma der Christologie. EVA, 184 S., ISBN 978-3-374-07360-3; 28 Euro

Eine Brücke zu Gott

Bisweilen wird geklagt, dass in der Kirche mehr der Zeitgeist als der Heilige Geist gepredigt werde. Wer das so empfindet und auf der Suche nach starker Orientierung für einen biblisch gegründeten Glauben ist, dem sei das Buch „Nahrung für Herz und Seele“ empfohlen. Dieses ist eine Sammlung von Predigten zum Johannesevangelium von Pfarrer Friedrich Albert Hauber (1806–1883), der einstiger „Frühprediger am Münster zu Ulm“ war. Das Buch bietet tief geistliche Auslegungen der Evangeliumstexte, die Jesus Christus als den Weg zu Gott ins Zentrum rücken. In ihm ist die Brücke zu Gott neu gebaut. In manchmal altertümlicher, aber immer direkter und verstehbarer Sprache wird gezeigt, was das Verbundensein mit Jesus Christus ist. Es ist eine Schule des Hineinwachsens in die Liebe und den Willen Gottes – auch in Abgrenzung zur "Welt", in der die Liebe oft verschüttet ist. Dabei geht es um mehr „Himmel im Herzen“ – und den Blick auf den "offenen Himmel", in dem die Angst vor dem Tod gebannt ist. Konkrete Fragen wie das Wiedersehen nach dem Tod werden nicht gescheut. Ein trostreiches und zeitloses Buch.

Stefan Seidel

Eggerking, Gunda Maria (Hrsg.): Nahrung für Herz und Seele. Predigten von Friedrich Albert Hauber zum Evangelium von Johannes. Christiana-Verlag, 280 S., ISBN 978-3-7171-1345-4; 10 Euro

Schöpferischen Potentiale

Die Zukunftsforscher Müller-Friemauth und Kühn skizzieren in ihrem Buch „Diesseits“ eine „neue Aufklärung“, durch die der Mensch ein neues, förderlicheres Verhältnis zu sich und zum Ganzen findet und die ökologische Katastrophe abwendet. Zentral sind Begriffe wie Bewusstheit, Beziehung, Verbundenheit, schöpferische Entwicklung. Elemente der traditionellen Religion werden dabei ebenso kritisiert wie die „neue Religion“ der Technologie, die ein „postbiologisches“ Menschsein anstrebt. Es geht um die Auslotung „diesseitiger Tiefe“, um die Frage, wie Menschen verbunden sind und welche schöpferischen Potentiale es gibt, um „Beziehungsintelligenz“, um ein neues Gattungsbewusstsein, um „Beziehungssymbiosen“. Die Autoren sind überzeugt, dass das Heil hier auf Erden liegt und durch die schöpferische, bewusstseinserweiterte Mensch-#%heit erlangt werden kann.

Stefan Seidel

Müller-Friemauth, Friederike u. Kühn, Rainer: Diesseits. Säkulare Religion für eine neue Welt. Edition Konturen, 317 S., ISBN 978-3-902968-77-7; 28 Euro

Konzepte des Weiblichen

Der 1954 in Ost-Berlin geborene Schriftsteller Chaim Noll lebt seit 1997 in Israel. Dort hat er die Landschaften und Schauplätze der biblischen Geschichten vor Augen. Als religiöser Jude beschäftigt er sich seitdem mit der Bibel in ihrer Ursprache. Sein Thema: Das Wirken der biblischen Frauen, ihre Schicksale und ihr Einfluss auf Männer, Kinder bis hin zu Königen. Anhand der Frauen-Geschichten, die Chaim Noll hier beleuchtet, versucht er, ihre Rolle als "paradigmatische Erzählungen über das Geschlechterverhältnis" zu deuten. Von ihrem Wesen her versteht er sie als "ein Wesen, das Leben bewahren möchte". Unter fünf thematischen Gesichtspunkten charakterisiert er dafür anschaulich und anregend bekannte und weniger bekannte Frauen der Bibel, darunter Lilit und Eva als "zwei Konzepte des Weiblichen", Debora, Hanna und Rut, die Königin von Saba und Ester als "Heldenfigur der Diaspora". Das vorletzte Kapitel ist Jesus gewidmet, den Noll als Frauenfreund verortet und das mit Beispielen von dessen Umgang mit Maria, seiner Mutter, Maria Magdalena bis hin zu den Schwestern Maria und Marta belegt. Jesu betonte Frauenfreundlichkeit habe bewusst im Gegensatz zur Frauenverachtung der Pharisäer gestanden. Frauen seien – so Noll weiter – auch nach dem Tod Jesu für den Aufbau und das Erstarken der christlichen Gemeinschaft entscheidend geblieben.

Die Bibel, so Nolls Fazit, erweise sich als "eines der frauenfreundlichsten Bücher aller Zeiten". Auch wenn das zugespitzt formuliert ist, wird am Ende seines Buches deutlich, dass gerade das Buch der Bücher zur Befreiung der Frauen aufruft und auf ihre #%Stimme gehört werden sollte.

Matthias Caffier

Noll, Chaim: Höre auf ihre Stimme. Die Bibel als Buch der Frauen. EVA, 304 S., ISBN 978-3-374-07310-8; 22 Euro

Weckruf für Christen

Das neue Buch der in Dresden lehrenden katholischen Theologin Julia Enxing ist ein Weckruf an die Christenheit. Im Angesicht der verheerenden Naturzerstörung durch den Menschen begründet sie, warum die Bewahrung der Schöpfung das Gebot der Stunde für Christen sein sollte. Sie entwirft „eine neue Vision einer ganzheitlichen christlichen Schöpfungstheologie“, in der nicht die Ausbeutung, sondern die Bewahrung der Erde im Mittelpunkt steht. Die Menschen sollen sich als „Werkzeuge Gottes“, als verantwortungsvolle Mitarbeiter Gottes für die Bewahrung der Schöpfung begreifen und die Liebe Gottes für alles Leben in die Welt tragen. Denn das „Ja“ Gottes gilt aller Kreatur, die von Gott ihre Würde erhalten hat. Alles Leben sei gleich viel wert. Dieses „Ja“ Gottes gilt es zu verteidigen und neu zu lernen, die Schöpfung als heilig zu respektieren. Gott begegnet einem im kleinsten Lebewesen. So geht es um eine umfassende Solidarität.

Stefan Seidel

Enxing, Julia: Und Gott sah, dass es schlecht war. Warum uns der christliche Glaube verpflichtet, die Schöpfung zu bewahren. Kösel Verlag, 192 S., ISBN 978-3-466-37292-8; 20 Euro.

Große Abenteuer

Der kleine Igel Stachel bekommt von seiner Mutter ein besonderes Geschenk: Er wird anderen Lebewesen Hoffnung schenken. Etwas aufgeregt und voller Erwartungen verlässt der Igel sein Zuhause und findet seine eigene Höhle. Schon die erste Begegnung mit Schlange Schlängli fordert den kleinen Igel heraus. Seine offene Art lässt ihn Angst überwinden. Seine Fähigkeit zuzuhören und der Wille zu helfen lässt beide Freunde werden. Schlängli erzählt vom Paradiesgarten und einem Geschenkebaum, der allen Schlangen eine besondere Fähigkeit verlieh. Stachel trifft viele weitere Tiere, und gemeinsam erleben sie ein großes Abenteuer und lernen jeden Tag Neues, auch über den Schöpfer von Himmel und Erde. Autorin und Juristin Viola Vogel hat diese herzerwärmende Geschichte ihren Kindern gewidmet. Vogel war lange Jahre in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens tätig und ist seit 2021 Mitglied im Vorstand der Diakonie Sachsen.

Karola Richter

Vogel, Viola: Igel Stachel und das verlorene Paradies. Edition Chrismon, 136 S., ISBN 978-3-96038-331-4; 22 Euro.

Besuchen Sie unsere Verlage auf der Buchmesse vom 27. bis 30. April in Leipzig. Über die Neuerscheinungen der Evangelischen Verlagsanstalt sowie des Wartburg Verlags können Sie sich in Halle 2 am Stand K 102 informieren. Hier ist auch die Kirchenzeitung mit Angeboten vertreten.

Autor:

Online-Redaktion

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