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Gruppenausstellung in Leipzig:
»Zero Waste« (Kein Müll) will aufrütteln

Der Konzeptkünstler Raul Walch überschreitet die Grenzen gängiger Kunst-genres. In Performances schlüpft er in die Rolle eines Forschers. Unser Bild zeigt seine Arbeit "Laborant’s Pause", 2018. | Foto: Foto: Museum der bildenden Künste Leipzig
  • Der Konzeptkünstler Raul Walch überschreitet die Grenzen gängiger Kunst-genres. In Performances schlüpft er in die Rolle eines Forschers. Unser Bild zeigt seine Arbeit "Laborant’s Pause", 2018.
  • Foto: Foto: Museum der bildenden Künste Leipzig
  • hochgeladen von Michael von Hintzenstern

Der Müll, der uns unentwegt begegnet, fängt nicht bei irgendwelchen weggeworfenen Dingen im öffentlichen Raum an. Wer durch die Straßen der Stadt spaziert, muss oftmals ungewollt Gespräche mit anhören, weil der Lautsprecher eines Mobiltelefons eingeschaltet wurde und sich als unerträgliche akustische Belästigung erweist.
Die Gruppenausstellung »Zero Waste« (Kein Müll) im Leipziger Museum der bildenden Künste präsentiert internationale zeitgenössische Werke, die auf die Dringlichkeit verweisen, Ressourcen zu schonen, weniger zu konsumieren und nachhaltiger zu leben. Sie wurde in Kooperation mit dem Bundesumweltamt realisiert.
Das brasilianisch-kanadische Künstlerduo Chico Togni und Kadija de Paula arbeitet für seine „Zero Waste“-Küche, gebaut aus im Museum vorgefundenen und recycelten Materialien, mit lokal produzierten und „geretteten“ Lebensmitteln.
Die Einwegnutzung, die den weltweiten Müllberg immer größer werden lässt, zeugt von der Verschwendung einer in Luxus lebenden Gesellschaft. Die Kuratorinnen Hannah Beck-Mannagetta und Lena Fließbach wollen ein Umdenken initiieren. Seit drei Jahren recherchieren sie zum Thema. In der Zwischenzeit formierte sich die weltweite "Fridays for Future"-Protestbewegung, die verantwortliches umweltschonendes Handeln fordert.
Fotografien, Installationen, Videos und Zeichnungen thematisieren Optionen der Müllvermeidung, Ressourcenverschwendung und ihre Auswirkungen. Es geht um Müllstrudel in den Weltmeeren, Mikroplastik in der Nahrungskette und Feinstaub auf den Straßen.
Wem das alles zu abstrakt ist, der kann in einen harmlos wirkenden Spielzeugautomaten schauen. In den durchsichtigen Plastikkugeln finden sich Spielzeuge, die Laysan-Albatrosse (Meeresvögel) im Pazifik verschluckt haben. Die Installation stammt von der Hamburger Künstlerin Swaantje Güntzel. Von ihr ist auch die Fotoarbeit "Microplastics II" aus dem Jahr 2016 zu sehen. Die Schönheitsmaske auf dem Gesicht einer jungen Frau bilden auf Lanzarote gesammelte Plastikteile.
Mit seinen großformatigen Fotografien untersucht Tue Greenfort Feuer in Müllverbrennungsanlagen. Die Leipziger Künstlerin Klara Meinhardt gießt Styroporverpackungen von Haushaltsgeräten in Beton ab. Die Nachhaltigkeit von Kleiderspenden stellt Christoph Medicus mit seiner interaktiven In-stallation infrage.
Zur Ausstellung erscheint Mitte August ein Katalog. Sein Erlös fließt in ein Projekt des Künstlers Andreas Greiner ein. Es soll den CO₂-Fußabdruck der Exposition kompensieren. Denn auch Ausstellungen produzieren Müll! Das Hin- und Herfahren von Kunstwerken und Künstlern sehen die Kuratorinnen selbst kritisch. Kulturverantwortliche sollen nachdenken, welchen Beitrag sie zur Müllreduzierung leisten können.
Am 15. und 22. August geht es bei zwei Hörspaziergängen um den eingangs benannten Akustikmüll. Gemeinsam mit der Leipziger Künstlerin Cornelia Friederike Müller und Umweltwissenschaftlerinnen besteht die Möglichkeit, uns umgebende Geräusche wahrzunehmen und deren Auswirkungen auf das Selbst zu benennen.
Britt Schlehan
8 mdbk.de Vorgestellt

Autor:

Michael von Hintzenstern

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