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Glaubenskurs
Das Leben feiern: Himmelfahrt

Im Glaubensbekenntnis betonen Christen: Jesus, aufgefahren in den Himmel. Dabei ist ihnen bewusst, dass der Himmel nicht unbedingt ein geographischer Ort ist. Der Himmel, das ist die Heimat Gottes.  | Foto: Alexandra – fotolia.com
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  • Im Glaubensbekenntnis betonen Christen: Jesus, aufgefahren in den Himmel. Dabei ist ihnen bewusst, dass der Himmel nicht unbedingt ein geographischer Ort ist. Der Himmel, das ist die Heimat Gottes.
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Blick nach oben: Unser Glaubenskurs widmet sich den kirchlichen Festen und zeigt, warum sie eine Schule für Lebenskunst sind.
Von Fabian Vogt

Vor 2.000 Jahren waren Himmelfahrten etwas ziemlich Normales. Routine quasi. Klar: Die griechischen Götter zum Beispiel stiegen regelmäßig vom Olymp hinab, um sich auf Erden mehr oder weniger göttlichen Gelüsten hinzugeben, also mussten sie auch wieder zurück. Per Himmelfahrt eben. Und selbst in der jüdischen Überlieferung war der Prophet Elia lässig in den Himmel aufgestiegen. Warum auch nicht? Irgendwie musste das mit dem Grenzverkehr zwischen Himmel und Erde schließlich funktionieren.
Anders als wir hatten die Menschen der Antike also gar kein grundsätzliches Problem mit der Vorstellung, dass ein begnadetes Wesen in den Himmel auffährt. Das machten Götter nun mal. Trotzdem war die Idee der Himmelfahrt den frühen Gemeinden wichtig. So wichtig, dass Christinnen und Christen bis heute in ihrem Glaubensbekenntnis betonen: Jesus Christus ist »aufgefahren in den Himmel«. Offensichtlich hat also die Geschichte davon, dass Jesus sich den Menschen in Israel nach seiner Auferstehung 40 Tage lang gezeigt hatte, bevor er am Himmelfahrtstag spektakulär entschwand, die Menschen sehr bewegt. Aber warum?
Nun, klar war schon damals: Wenn Jesus wahrhaftig in den Himmel gefahren ist, dann war er tatsächlich ein echter Gott. Und das ist ja schon mal eine wichtige Aussage. Trotzdem ging es bei diesem rasanten Aufstieg weniger darum, wie Jesus die Erde verlassen hat, sondern vor allem darum, wohin er geht. Ja, das Ziel war das Entscheidende. Und in diesem Zusammenhang wird noch mal das Glaubensbekenntnis interessant. Darin heißt es nämlich: Jesus Christus ist »aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten«.
Aha! Jesus hat im Himmel einen wichtigen Auftrag zu erledigen. Darum ist seine Himmelfahrt so bedeutend. Schauen wir uns mal etwas genauer an, was hinter diesen Vorstellungen steckte:
1. Jesus ist wieder bei seinem Vater. Dazu muss man wissen: Schon vor 2 000 Jahren waren sich die Menschen bewusst, dass der Himmel nicht unbedingt ein geographischer Ort ist. Der Himmel, das ist die Heimat Gottes. Sprich: Jesus ist jetzt bei Gott, bei seinem Vater. Er ist da, wo er herkommt – und wo er hingehört.
2. Jesus sitzt fortan zur rechten Gottes, also mit auf dem Herrscherthron. Und das bedeutet, es gibt keinen Herrscher über ihm. Darin steckte schon vor 2 000 Jahren die kluge Botschaft: »Kein weltlicher Herrscher darf einen Machtanspruch über uns geltend machen. Wir sind frei, weil wir wissen, wer unser Regent ist.«
3. Jesus fungiert im Himmel als Richter. Und zwar als ein gnädiger, freundlicher und sanftmütiger Richter. Man könnte sogar sagen: als unser Fürsprecher. Und damit war deutlich: Jesus kann den Menschen so viel besser helfen, als wenn er weiter auf der Erde herumlaufen und nur Einzelnen etwas Gutes tun würde.
4. Wenn Jesus als Auferstandener in den Himmel gefahren ist, dann ist der Tod nun für alle Ewigkeit überwunden. Wäre einer, der den Tod besiegt hat, danach noch mal gestorben, hätte sich das irgendwie paradox angefühlt. Jesus musste also direkt in den Himmel fahren – und zeigte damit noch einmal: Gott ist stärker als der Tod.
5. Jesus hat im Himmel eine Position eingenommen, die es ihm ermöglicht, eines Tages zurückzukommen. Wenn der Weg zwischen Oben und Unten für ihn so leicht zu beschreiten ist, dann dürfen Glaubende auch hoffen, dass Jesus tatsächlich irgendwann wiederkehrt. Und dieser Gedanke war damals für viele sehr tröstlich.
Eingeführt wurde der Himmelfahrtstag übrigens im Jahr 370. Und er will den Menschen jedes Jahr neu Mut machen, darauf zu vertrauen, dass der Sohn Gottes, der sich auf Erden als einzigartiger Menschenfreund erwiesen hat, nun bei Gott für jede und jeden von uns bei seinem Vater ein gutes Wort einlegt: Wir sind vielleicht nicht in der Lage, das mit dem Himmel aus eigener Kraft hinzubekommen, aber Jesus ist unsere diplomatische Vertretung vor Ort und regelt alles Nötige. Eigentlich ein schöner Gedanke.
Natürlich gibt es Menschen, die sich darüber aufregen, dass der Himmelfahrtstag immer mehr zum Vatertag wird, an dem Männerhorden mit Bollerwagen zum Koma-Saufen fahren. Aber mal unter uns: An diesem Tag geht es doch um den Vater. Den Vater im Himmel. Vielleicht schafft es die Kirche ja mal wieder, diesen Vater als Urheber dieses Festes leidenschaftlich zu feiern.

Der Autor ist Theologe, Schriftsteller und Kabarettist.

Im Glaubensbekenntnis betonen Christen: Jesus, aufgefahren in den Himmel. Dabei ist ihnen bewusst, dass der Himmel nicht unbedingt ein geographischer Ort ist. Der Himmel, das ist die Heimat Gottes.  | Foto: Alexandra – fotolia.com
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