Predigttext
Die Stimme des Herrn
Da kam der Herr und trat herzu und rief wie vorher: Samuel, Samuel! Und Samuel sprach: Rede, denn dein Knecht hört.1. Samuel 13, Vers 10
Von Matthias Schollmeyer
Beklagenswerte Zustände sind bei der Bundeslade am Heiligtum Elis während des professionellen Tempelbetriebs Regelmäßigkeit geworden. Äußerlich scheint noch alles zu laufen – aber es gibt keine Offenbarung mehr. Schlimm. In dieser Welt hat der Knabe Samuel dem alten Priester Eli zur Hand zu gehen. Dessen Söhne sind korrupt geworden und haben die gesamte Kultgemeinschaft – von Kirche sollte man für die damalige Zeit wohl noch nicht reden – auf den absteigenden Ast gebracht.
In solche Situation hinein platziert der Predigttext die Beschreibung des Hergangs einer dreimaligen persönlichen Offenbarung der Präsenz Gottes an den Knaben Samuel. Es geschieht zur Nacht, und die Augen Elis sind blind. Tiefsinnig heißt es: Die Lampe Gottes war noch nicht verloschen. Die Tempelkerzen brennen nicht zur Dekoration, sondern sind der alte Dornbusch aus der Offenbarungswüste. Im Tempel brennt noch Licht.
Es gibt übrigens einen amerikanischen Film gleichen Namens – mit Denzel Washington in der Hauptrolle „Eli.” Ich will diesen Film an dieser Stelle nicht unbedingt empfohlen haben – aber der Streifen hat eine Variante des großen Themas am Wickel: „Rede, ich höre – schreibe, ich lese!”
Die Handlung ist: Ein besonderes Offenbarungsbuch wird von Eli (Denzel Washington) vor Missbrauch und Vernichtung mit dem eigenen Leib und Leben verteidigt und deshalb für die Nachwelt bewahrt. Das Buch ist die Bibel – was sonst. Und der Film nicht nur billige Unterhaltung. Eli ist im Film blind und Samuels Eli auch. Am Ende diktiert der sterbende Blinde das ganze verlorengegangene Buch neu, denn er kennt es auswendig.
Zurück zu Samuel. Der hört im Tempel eine Stimme und denkt, es sei die seines Lehrers. Aber es ist die Stimme des Herrn. Wenn man so will, ist es die innere Stimme des unbetrügbaren Gewissens. Der Herr hat den Segen vom Hause Eli genommen und auf Samuels Haupt gelegt. Das ist der Kontext. Die Bundeslade geht an die Philister verloren, weil man sie im Kampf als Waffe mit sich führte – der Missbrauch heiliger Dinge zahlt sich nie aus. Das Heiligtum in Silo wird in Folge von Samuel übernommen. Wenn das alles so einfach wäre, müsste die Kirche sich nicht fürchten.
Autor:Online-Redaktion |
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