Wort zur Woche
Die Taschenlampe Gottes
Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes 1, Vers 14b
Was wird wohl 2025 auf uns zukommen? Der Blick scheint nach all den Krisen und der sich aufschaukelnden Krisenstimmung verengt.
Von Joachim Süss
Vom Zauber, der jedem Anfang innewohne, wie Hermann Hesse es beschrieb, ist in diesen Wochen nur wenig zu spüren. In diese Situation hinein spricht das Wort der Woche aus dem Prolog des Johannesevangeliums. Von Christus ist hier die Rede, in welchem Gott der Schöpfer in seine Welt zurückkehrt und sich an die Seite der Not leidenden Menschen begibt. „Wir sahen seine Herrlichkeit“, lässt Johannes die frühen Zeugen sprechen. Auch wir Heutige sind hineingenommen in das Kommen Gottes. Im griechischen Text steht für „sehen“ ein Verb, das wörtlich „schauen“ bedeutet. „Schauen“, das meint mehr als den physiologischen Prozess. Im Schauen wird der Mensch ganz in die Wirklichkeit Gottes hineinverwickelt. Die Gnade und die Wahrheit, die dem Sohn innewohnen, werden nun auch ihm zuteil; und wie aus der Nacht die Morgendämmerung hervorbricht, wandeln sich Sündenverstrickung in Freiheit und Zukunftsangst in Hoffnung.
Jedem Unbefangenen muss die Zukunft trostlos erscheinen, diagnostizierte einst der Psychoanalytiker Viktor E. Frankl. Wenn wir aber auf Christus schauen, dann geht die Wirklichkeit Gottes auf in unserem Leben. Die Treue des Schöpfers zu seinem Geschöpf wird für uns erfahrbar, mit ihr gelangen Zuversicht, Freude und Licht zurück in unser Leben. Und wie die Schatten, die sich vor dem Lichtkegel einer Taschenlampe in dunkle Ecken flüchten, springt die Angst vor der Zukunft davon. Das Elend und die Wirrnis dieser Zeit verschwinden zwar nicht. Aber sie stehen nicht mehr einzig da. Sie zeigen vielmehr das kommende Licht Gottes an, so wie Jochen Klepper in dunkelster Zeit dichtete (EG 16): „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern! Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.“
Der Autor ist Pfarrer in Schloßvippach im Kirchenkreis Apolda-Buttstädt.
Autor:Online-Redaktion |
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