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Predigttext
Die Vision vom Frieden

Ulrike Weyer, Superintendentin in Plauen | Foto: privat
  • Ulrike Weyer, Superintendentin in Plauen
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Mirjam Petermann

Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.
Jesaja 2, Vers 4b 

Dieser Predigttext ist nichts für schwache Nerven! Eine große Friedensvision malt uns Jesaja. Die Völkerwallfahrt zum Zion ist das universale Heilsangebot für alle Völker. Er ruft zum Frieden, nicht zum Kampf. Ein starkes Bild in unserer Zeit der Mauern und tiefen Gräben, auch in Familien und zwischen Nachbarn. Die Schärfe der Worte nimmt zu, und das Schicksal des Nächsten scheint unbedeutend gegenüber dem eigenen Los. Lebensrechnungen werden aufgemacht, bei denen die Bilanzsumme immer eine rote Zahl zeigt.
Und nun der Ruf zum Frieden! Sind denn unterschiedliche Lebensleistungen und Biografiebrüche bei Gott gar nichts wert? Fallen Enttäuschungen und Ungerechtigkeiten unter den Tisch? Wer nicht um sein eigenes Recht kämpft, notfalls mit Waffengewalt, der droht zu verlieren!
Ich glaube nicht, dass das zum Frieden führt. Vielmehr stehen alle vor dem, der „richten wird unter den Nationen und zurechtweisen viele Völker“. Wir stehen zusammen in der Verantwortung vor Gott, und am Ende werden die Brückenbauer und Friedensstifter gewinnen.
Es braucht Kraft und Mut für solche Visionen! Alle großen Namen der Geschichte, die auf Waffen verzichtet und auf friedlichen Widerstand gebaut haben, wussten das. In unserer hochgerüsteten Gesellschaft, die sowohl nach innen als auch nach außen die Zähne zeigt, scheint die Entwaffnung eine Illusion. Wie können wir Menschen dazu bringen, ihre Waffen umzuschmieden, einem anderen Gebrauch zuzuführen?
Wir brauchen Worte, die Wunden verbinden. Wir brauchen das Verständnis, dass eine schwierige Biografie nicht hart machen muss, sondern sensibel. Wir brauchen Verständnis für die Lebensleistung der anderen und für Chancengleichheit. Waffen umzuschmieden ist harte Arbeit, das hat der Schmied 1983 auf dem Kirchentag in Wittenberg gezeigt. Er schmiedete ein Schwert zu einer Pflugschar um.
Dieses Bild wurde zum Friedenssymbol und in der DDR verboten. Jugendliche trugen es trotzdem, mussten es sogar aus ihren Jacken schneiden, wenn sie erwischt wurden. Frieden braucht ein Bekenntnis, Kraft und Mut! Haben wir das schon vergessen?
Ulrike Weyer

Autor:

Mirjam Petermann

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