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Sich Zeit nehmen und zuhören – schlicht, aber wirkungsvoll

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.
Matthäus 20, Vers 28

Ruhig sitze ich da. In Gedanken versunken, blicke ich von dem schlichten Kreuz an der Wand auf die hölzerne Statue einer jungen Frau. Gekleidet in ein langes Gewand, hält sie in den Händen einen Krug und einen Teller mit Brot. Irgendjemand hat ihr eine Rose über den Arm gelegt. Elisabeth von Thüringen – Vorbild für die christliche Tugend der Nächstenliebe.
In ihr verbindet sich die Liebe zu Gott mit der Liebe zu den Menschen. Für sie war klar: Gott zu dienen heißt, den Menschen zu dienen; die Menschen mit den Augen Gottes zu betrachten – liebevoll, behutsam, achtsam. Was zählt, ist der Mensch – seine Würde, seine innere Schönheit, sein unendlicher Wert.
Nach Elisabeth von Thüringen wurde die Krankenhauskapelle im Zentralklinikum Bad Berka benannt. Sechs Wochen lang sind wir Vikarinnen und Vikare im Krankenhaus zu Gast. Wir machen Besuche auf den Stationen und lernen, was es heißt, Seelsorger zu sein. Bei den Gesprächen, die wir führen, geht es um die Krankheiten der Patienten, um ihre Familien, um ihre Ängste und Zweifel, um das Abschiednehmen von Gewohntem. Und wir? Wir hören zu.
So gerne würden wir mehr tun. Wir wollen ganz praktisch helfen. Doch das können wir nicht. Dafür gibt es die Experten auf diesem Gebiet – die Ärzte und das Pflegepersonal. Und dennoch merken wir: Auch wir haben unseren Platz hier. Wir können den Menschen dienen, indem wir einfach nur da sind; indem wir uns Zeit nehmen, zuhören, wahrnehmen, nachfragen, Interesse am anderen zeigen; indem wir einen Raum eröffnen für die Gefühle, die Zweifel, die Fragen und die Trauer der Menschen.
Christus nachzufolgen und Gott zu dienen heißt, den Menschen zu dienen. Ihnen so zu dienen, wie man selbst es kann. Manchmal ganz praktisch durch das Zupacken, das Heilen und das Unterstützen. Manchmal aber auch »nur« durch ganz schlichtes Zeit nehmen und zuhören.
Vikarin Christin Bärwald, Apolda

Autor:

Online-Redaktion

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