Predigttext zum Sonntag
Vom Gefühl der Gnade

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Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.
1. Thessalonicher 5, Vers 18

Wo sind denn die neun?«, fragt Jesus, als von den zehn, deren Heilung mit ihm begonnen hatte, nur einer zurückkehrte. Einer von zehn, der sich dankbar erweist. Der nicht einfach weiterläuft, als wäre nichts gewesen. Er kommt zurück, er dankt Jesus, obwohl dieser ihn nur auf den richtigen Weg der Heilung geschickt hatte. Und er preist Gott – ja wen sonst, wenn dir ganz un-wahrscheinlich Gutes widerfährt?

Seid allezeit fröhlich, betet und seid dankbar in allem. Wenn Paulus das so schreibt, dann malt sich vor dem inneren Auge in pastelligen Farben das Bild einer christlichen Musterexistenz. So muss es wohl damals gewesen sein, in den Gemeinden der Christenheit. Seine mahnenden Worte illustrieren nur das Selbstverständliche: Christinnen und Christen, die froh in der Gnade leben. Denen jeder Moment zum Gebet wird. Denen nichts selbstverständlich, sondern alles verdankt ist.

Realistisch betrachtet, rechnen wir besser mit dem Gegenteil. Es waren wohl auch hier jene neun von zehn, die diesem Bild nicht entsprechen. Gut, in solchen Gemeinden, die Briefe vom Apostel bekommen, war es vielleicht Hälfte-Hälfte.

Undankbarkeit. Jesus ist anzumerken, wie enttäuscht er ist. Nur einer von zehn? Was machen die anderen? Sehen wir hier ein Gleichnis für die Enttäuschung Gottes, der sieht, wie sein Heil und seine Gnade achselzuckend hingenommen wird?

Das Gegenteil von Dankbarkeit ist Selbstverständlichkeit. Oder Gleichgültigkeit. Blasiertheit. Auf jeden Fall eine Haltung, bei der selbst Außergewöhnliches keine Irritation vom Gewöhnlichen erzeugt. Wo es immer so lang hin geht, in der Gewöhnlichkeit des Nichts-Erwartens oder des Alles-Habens. Das Gegenteil von Dankbarkeit ist Hochmut, der sich fürchtet, schwach und bedürftig zu erscheinen.

Dankbarkeit, die Paulus und Jesus im Sinn haben, ist nicht das artige »Danke«-Sagen, und erst recht nicht das sich Revanchieren im Überschwang. Dankbarkeit ist eine Grundhaltung der Religion, ja sie beginnt vielleicht sogar damit, indem sie aus allem Gegebenen Geschenktes macht. Dankbarkeit ist eine Einübung in das Gefühl, dass wir in so vielen Hinsichten in Gnade leben. Aus diesem Gefühl heraus machen wir Erinnerungen, Orte, machen wir Umwege und Danksagungen und Lobpreise.

Christian Buro, Pfarrer in Beuster | Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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