Predigttext zum Sonntag
Worauf es ankommt
Bleibt fest in der brüderlichen Liebe. Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil auch ihr noch im Leibe lebt.
Hebräer 13, Verse 1 bis 3
Und denkt dran …“ So ermahnt der Briefeschreiber des Hebräerbriefes im letzten Kapitel. „Vergesst nicht“ die Liebe von Christ zu Christ! „Vergesst nicht“, gastfrei zu sein, schreibt er weiter. Sind hier Christen auf der Durchreise als Gäste gemeint? In anderen Briefen des Neuen Testamentes können wir es so lesen. Auch die weitere Ermahnung, besonders an die Gefangenen zu denken, könnte die christlichen Geschwister im Blick haben. Christliche Zeitschriften erinnern an „Gefangene des Monats“ in Ländern, wo christlicher Glaube und Freiheit nicht so selbstverständlich zusammen gehören wie bei uns. Lasst uns für diese Geschwister beten!
„Vergesst nicht“ diese wichtigen und guten Ermahnungen. Ich lese zufällig die Lesepredigt eines Prädikanten zu unserem Text. Er erzählt die Geschichte, wie Gott in Gestalt fremder Menschen zu Gast kommt. Und ich werde ungehalten: Wohnt der in einem Pfarrhaus? Kennt er das, wenn selbst bei Nacht und Nebel gänzlich fremde Menschen am Pfarrhaus klingeln, betteln, zudringlich werden, einem haarsträubende Geschichten auftischen, Kinder vorschicken, erhaltenes Brot ins Gebüsch werfen und stattdessen Geld fordern?
Und überhaupt frage ich mich: Warum wurde eigentlich der Bibeltext heute ausgewählt? Hängt das mit dem Wochenspruch aus Epheser 2, Vers 19 zusammen? "So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen." Kann sein.
Aber ich verstehe auch nicht, warum nach drei Versen der Predigttext aufhört. Und denke, „vergesst nicht“ die weiteren Ermahnungen: nicht die Ehe zu brechen, nicht geldgierig zu sein, den „Lehrern“ zu gehorchen – was hier Seelsorger und Mitarbeitende im Verkündigungsdienst meint.
Wo hören die Ermahnungen auf? Dort, wo der Briefschreiber nochmals betont: „Gutes zu tun und mit anderen zu teilen, vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.“ Und er schließt einen Wunsch für seine Adressaten an: Gott selbst "mache euch tüchtig zu allem Guten – durch Jesus Christus!" Dem kann ich mich auch anschließen – und schäme mich ein wenig für meine grimmigen Gedanken. Ja, so werde ich selbst nach schlechten Erfahrungen wieder zum Guten fähig!
Theodor Hering, Kreisoberpfarrer im Kirchenkreis Ballenstedt
Autor:Online-Redaktion |
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