Predigttext
Zum Himmel schauen
Und er hieß ihn hinaus-gehen und sprach: Sieh gen Himmel und zähle die Sterne; …1. Mose 15, 5
Gleich vorweg: Ich habe es total verpasst. Vergesslich, zu müde, am falschen Ort? Jetzt nach den Sommerferien war das Staunen groß, als wir über unsere Erlebnisse sprachen.
Von Geertje Perlberg
„Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal nachts um 3 Uhr aufgestanden bin“, erzählt eine Frau. „Es war großartig. Wir lagen im Garten mit Blick nach oben und unzählige Sternschnuppen schossen durch den Nachthimmel. Was für ein Erlebnis!“ Es muss Mitte August gewesen sein, als die Perseiden ihre Sternschnuppenschauer fallen ließen.
Abram ist alt geworden mit seiner Sarai. Ihr Kinderwunsch hat sich nicht erfüllt. Was soll nun werden? Arm sind sie nicht: Viehherden, Knechte und Mägde, auch entfernte Familie – sie haben was und wissen nicht, wer es erben soll. Traurig sehe ich Abram in den Himmel blicken und mit seinem Schöpfer reden: Was soll nun werden? Hast du mir nicht versprochen, dass aus uns ein großes Volk werden wird? Abram spricht mit Gott, mehr im Streitgespräch als im Gebet. Er ist enttäuscht.
Mit manchen unserer Lebenspläne ist es ähnlich: Wir haben es uns schön vorgestellt. Wir fühlen uns mit manchem gesegnet, aber irgendwas fehlt immer, kommt anders als gedacht, lastet schwer auf uns. Das materielle Erbe ist meist das kleinste Problem, aber die Spuren meines Lebens – welche werde ich hinterlassen, was kann bleiben, was war wirklich gut und wichtig? Kommt da noch etwas, auch wenn Träume platzten?
„Sieh gen Himmel und zähle die Sterne …“ – für Abram und Sarai sollen sie die Menge ihrer Nachkommen symbolisieren und die Hoffnung wachhalten auf die versprochene Verheißung: Unzählig viele werden es sein. „Sieh gen Himmel und zähle die Sterne …“ – was kann das für mich, für uns bedeuten? Unzählige Möglichkeiten, auch in schwerer Zeit ins Leben zurückzufinden? Unzählige Momente, sich zu freuen und dankbar zu sein? Unzählige Chancen, mit Gott zu streiten oder zu ihm zu beten?
Abram hat Gott geglaubt und wurde letztlich reich beschenkt. Vielleicht lege ich mich auch mal nachts auf die Wiese und lasse mich überraschen. Gott allein weiß, wie viele Sterne oder Sternschnuppenschauer noch auf mich warten, und ich werde staunen, bis ich seinen Himmel schaue.
Die Autorin ist Pastorin in Dessau.
Autor:Online-Redaktion |
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