Demokratiepreis für Geraer Pfarrer
Entschieden sanftmütig
Sein Kalender, sagt Pfarrer Michael Kleim, zeigte am 18. November ein Augustinus-Wort, das seiner Überzeugung und seinem Leben entspreche: „Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen.“ Für ebendieses "Feuer", sein Engagement, ist dem Geraer an diesem Tag der Thüringer Demokratiepreis in Erfurt verliehen worden.
Im Kampf gegen Rechtsrockkonzerte, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie steht der 59-jährige gebürtige Crimmitschauer seit 24 Jahren in Gera unerschrocken und hörbar in vorderster Reihe. „Für mich ist das Gebot Jesu zur Nächstenliebe nicht nur eine individuelle, sondern eine gesellschaftliche Forderung. Der Einsatz für Menschenrechte ist immer ein Einsatz für den Glauben.“ Vorbild seien ihm Diet-rich Bonhoeffer, Martin Luther King oder Gandhi, die sich mutig gegen Aussperrung, Zersplitterung und für ein gutes Zusammenleben der Menschen eingesetzt haben.
"Der Einsatz für Menschenrechte ist immer ein Einsatz für den Glauben“
Oberkirchenrat Christhard Wagner, Beauftragter der Evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung Thüringens, sagte in seiner Laudatio: „Es gehört zur bewundernswerten Kontinuität Michael Kleims, in schwierigen Situationen nicht zurückzuweichen, sanftmütig und entschieden für Freiheit, Menschenrechte und Toleranz einzustehen.“ Diese christliche Haltung eines wahren Demokraten mit eindeutig politischem Ausdruck hat ihren Preis. Michael Kleim, der mit 22 Jahren zu Glauben und Kirche fand, gehörte in der DDR der kirchlichen Oppositionsbewegung an und musste mit den Konsequenzen der MfS-Überwachung leben. Seit 2001 erreichen den zweifachen Vater rechtsextreme Hasstiraden übers Internet und am Telefon. Kircheneigentum wurde beschädigt und ihm offen mit Mord gedroht. „Seit Walter Lübcke weiß ich, dass sie Ernst machen. Familie, Freunde und Kirche leiden unter diesen Belastungen, aber sie geben mir auch Kraft.“
Im Kreis der Geraer „Kontinuierlichen“, die diesen Namen tragen im Wissen um die Notwendigkeit, hartnäckig für die Demokratie zu kämpfen, sind Michael Kleim und seine Mitstreiter seit zehn Jahren in Schulen, Bibliotheken, Kirchengemeinden unterwegs. Er organisiert Lesungen, Filmabende, Diskussionen für eine offene, plurale Gesellschaft. „Nur, wenn wir Vielfalt, Demokratie und Freiheit durch Begegnungen und Gespräche erlebbar machen, gibt es eine Chance gegen rückwärtsgewandte, menschenfeindliche Ideologien und ihre Verfechter.“
Elke Lier
Autor:Online-Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.