Verwaltungsreform schafft Dienst auf Augenhöhe
Stellenplan für Ehrenamtliche
Seit 2017 werden im Kirchenkreis Saalfeld-Rudolstadt Ehrenamtliche im Verkündigungsdienst in die allgemeine Stellen- und Finanzplanung einbezogen. Teilhabe statt Notdienst lautet das Motto. Beatrix Heinrichs sprach mit Superintendent Michael Wegner.
Ehrenamtliche investieren Zeit, Ideen und die ein oder andere Tankfüllung. Für ihr Engagement fühlen sie sich oft nicht ausreichend gewürdigt. Wie ist das in Ihrem Kirchenkreis?
Wegner: Wir haben hier 145 Kirchen. Die Hauptamtlichen können nicht überall sein. Das Problem war, dass die Arbeit der Ehrenamtlichen in der Vergangenheit oft als Aushilfsdienst verstanden wurde.
Woran lag das?
Wegner: Es fehlten die notwendigen Beteiligungsstrukturen, die Finanzierung war unzureichend. Zum Reformationsjubiläum 2017 haben wir im Kirchenkreis die Erfahrung gemacht, dass partizipative Arbeitsmodelle funktionieren – wenn man Menschen die Chance gibt, sich auf Augenhöhe einzubringen.
In welchen Bereichen funktioniert das?
Wegner: In unseren Kirchengemeinden hat vor allem die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eine Verstärkung von Ehrenamtlichen erfahren. Gleiches gilt für die Kirchenmusik. Zudem gibt es zahlreiche Ehrenamtliche im Prädikanten- und Lektorendienst und im Bereich der Diakonie. Verkündigung in der Fläche wäre ohne sie nicht denkbar. Daher möchten wir Haupt- wie Ehrenamtlichen in diesen Arbeitsfeldern einen gleichberechtigten Zugang zu den finanziellen Mitteln gewähren.
Wie gestaltet sich das genau?
Wegner: Was wir angestoßen haben, ist eine Verwaltungsreform. Analog zum Stellenplan des hauptamtlichen Verkündigungsdienstes wird im Rahmen der Haushaltsplanung ein Stellenplan für den ehrenamtlichen Verkündigungsdienst durch die Kreissynode beschlossen. Die Abrechnung von Honoraren, Weiterbildungen oder Fahrtkosten erfolgt nun über den Kirchenkreis. Auch die Begleitung der Ehrenamtlichen ist Aufgabe der Kirchenkreisleitung. Die Lektoren fühlen sich ganz anders anerkannt, wenn Verkündigung als gemeinsame Aufgabe von Haupt- und Ehrenamtlichen wahrgenommen wird.
Wird der Pfarrer so ersetzbar?
Wegner: Eine Stärkung des Ehrenamts bedeutet auch, dass Hauptamtliche stärker gefragt sind. Statt immer mehr Pfarrstellen zu streichen, sollte man sie „in Ruhe legen“. Für die Gemeinde vor Ort kann das einen großen Unterschied machen. Wir werden in Zukunft nicht immer alle Stellen besetzen können. Kirchenkreise und Gemeinden tendieren oft dazu, Lücken im hauptamtlichen Dienst mit Ehrenamtlichen zu stopfen. Das Ehrenamt darf aber kein Notnagel sein. Es geht um einen Perspektivwechsel. Die Herausforderung besteht darin, das Selbstverständnis des jeweiligen Dienstes neu zu bestimmen. Die unterschiedlichen Gaben und Kompetenzen sollten wir als Bereicherung erfahren.
Autor:Online-Redaktion |
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