Trauerbegleitung: Wann Nichtgläubige beten
Von Wut bis Westernmusik
Wer nicht trauert und sich dem Verlustschmerz hingibt, kann den Rest seines Lebens nur mit halber Kraft leben", sagt Pfarrer Frank Hiddemann aus Gera. Trauerbegleitung gehört zu seinem Beruf als Geistlicher. So auch zu dem seiner Partnerin Jana Huster. Seit 2017 arbeitet sie als freie Trauerrednerin bei weltlichen Begräbnissen. Von ihrer Arbeit, sagen die beiden, profitieren sie gegenseitig. "Wir tauschen uns aus, lernen voneinander", sagt Frank Hiddemann und fügt an: "Auch wenn manche sich wundern, dass eine Pfarrfrau weltliche Trauerreden hält."
Früher sei es ihr schwer gefallen, ihr Beileid auszusprechen, berichtet Jana Huster. "Jetzt empfinde ich es als dankbare Aufgabe, Menschen in einer leidvollen Ausnahmesituation beizustehen", sagt sie. "Ich höre spannende Lebensgeschichten. Bei der Erinnerung an einen Wutausbruch, der mit einem Schrankwurf aus dem Fenster endete, brach die Trauergesellschaft in Lachen aus. Das befreit."
Situationen wie diese seien aber nicht die Regel, und auch überaus bedrückende Trauerfeiern haben beide schon erlebt. Jene für Kinder, für plötzlich aus dem Leben Gerissene oder eigene Bekannte seien das, erklärt Jana Huster. Am belastenden aber sei der Lockdown gewesen. "Nur mit Vollschutz durfte die Hand von sterbenden Corona-Erkrankten gestreichelt werden. Die wenigen Menschen am Grab konnten sich nicht umarmen oder anschließend essen gehen. Diese fehlenden Trostelemente machten alles noch viel schwerer", so Huster.
Nahe liegt da die Frage, ob Gläubige es leichter haben, mit dem Tod umzugehen. Oft vergingen zwischen Tod und Urnenbestattung einige Wochen, weiß Jana Huster. Dabei weiche das betäubende Gefühl des Schmerzes allmählich der Anerkennung der Realität. "Wenn ich aber gefragt werde, warum hat der liebe Gott das zugelassen, finde ich nicht immer eine Antwort. Aber ich versichere: Gott straft nicht."
Frank Hiddemann berichtet, dass auch Nichtgläubige das Vaterunser "als eine Art tröstendes Ritual" empfinden. Und, wenn dann in die Hände Blumen gelegt und geschwiegen würde, sei das ein guter Abschied, sagt er.
Ein solcher, wissen Huster und Hiddemann, verbindet sich für viele auch mit der Musik, die auf einer Beerdigung oder zu einer Trauerfeier gespielt wird. Unterschiedliche Wünsche versuche man dabei zu berücksichtigen. "Ich bin sehr offen für alles, was tröstet", sagt Jana Huster. Frank Hidemann sieht das ähnlich – mit einer Einschränkung: "In der Kirche sollte die Orgel erklingen, ob mit Flöte und Geige oder dem Chor als Begleitung. Also Live-Musik." So habe er es schon erlebt, dass der Organist einen Westerntitel spielte. Auch das "Erzgebirgslied", Volkslieder wie „Im schönsten Wiesengrunde“ oder selbst Hildegard Knefs „Für mich soll’s rote Rosen regnen" würden gewünscht.Elke Lier Menschen
Autor:Online-Redaktion |
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