Handys an Schulen
Ablenkung oder Hilfsmittel?

Foto: epd-bild/Heike Lyding

Gehören Handys an Schulen verboten? Diese Frage wird derzeit in vielen Bundesländern diskutiert. Kritiker argumentieren, Handys schadeten der Konzentrationsfähigkeit oder lüden Schüler dazu ein, Aufgaben mit Google oder KI zu lösen, statt selbst zu denken. Hessen will die Geräte an Schulen ganz oder weitestgehend verbieten, im Saarland und in NRW stehen Verbote an Grundschulen im Raum. Andere meinen dagegen, Handys gehörten zum modernen Leben dazu und müssten Teil der digitalen Bildung sein. Dieser Ansicht folgt nicht nur die Bundesschülerkonferenz, sondern auch einer der größten deutschen Lehrerverbände.

Von Raphael Schlimbach (KNA)

"Das Handy ist in unserer Gesellschaft fast Kulturgut geworden. Ein zielgerichteter Umgang damit - etwa zur beruflichen oder schulischen Organisation - ist Standard", sagt der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll. Handys seien zudem für junge Menschen die Informationsquelle Nummer eins. Fernsehen oder Papierzeitungen interessierten nicht mehr. Es sei wichtig, das in der Medienerziehung aufzugreifen. "Wenn sie es für Infos nutzen, dann muss ich ihnen auch beibringen, wie man es vernünftig nutzt", meint der Schulleiter aus Bayern.

Schüler fordern Medienbildung

Das sieht die Bundesschülerkonferenz ähnlich. Auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärte eine Sprecherin: "Digitale Endgeräte sollten einen umfangreichen Bestandteil des Unterrichts einnehmen. Damit der Umgang damit reibungslos und sicher abläuft, ist eine entsprechende Kompetenz erforderlich." Statt Handys aus den Schulen zu verbannen, fordert der Verband, sie als Teil der Medienbildung in die Lehrpläne aufzunehmen.

Schulleiter Düll fügt an, sein Verband halte ein generelles Verbot von Handys für überzogen. Trotzdem brauche es für die Nutzung mobiler Geräte im Unterricht Grenzen. Lehrer müssten kontrollieren können, wann mobile Geräte genutzt werden und wann nicht. Bereits jetzt müssten Schüler bei Klassenarbeiten vielerorts ihre Geräte beim Lehrer abgeben. An vielen Schulen müssten Handys und Co. auch in den Pausenzeiten und im Unterricht in den Taschen bleiben. Regeln, die für die Zukunft auch mit den Schülern besprochen werden sollten, meint Düll: "Die sind sich ja des Ablenkungspotenzials bewusst und durchaus bereit, gewisse Dinge zu regeln und zu sanktionieren."

KI ist nicht nur zum Pfuschen da

Zudem könne man die Technik positiv im Unterricht nutzen. Abseits von Recherchezwecken gelte das besonders für KI. "Wenn ich einer KI sage, löse eine Aufgabe und erläutere mir danach, warum du sie so gelöst hast, dann kann ich daraus sogar noch was lernen." Außerdem sei auch das richtige "Füttern" einer KI mit Informationen in Form sogenannter "Prompts" eine wichtige Kompetenz. Zwar sei auch Pfuschen mit einer KI leicht möglich. Das zu unterbinden, liege aber beim Lehrer: "Der Lehrer kann Aufgaben so stellen, dass eine Lösung durch KI eher erschwert wird. Und man muss zwischendurch nach Arbeitsstand, Gliederung und Lösungsweg der Schüler fragen." So könnten Lehrer schnell erkennen, ob ein Schüler bei einer Aufgabe selbst gedacht habe oder eine KI habe denken lassen.

Um mobile Geräte im Unterricht nutzen und Betrug gleichzeitig vermeiden zu können, wünscht sich die Bundesschülerkonferenz einen bundesweiten Leitfaden. Dieser solle als Grundlage dienen, damit "digitale Kompetenzen altersgerecht und verantwortungsbewusst vermittelt werden". Diesen Prozess müssten aber Schüler, Schulen und Eltern vor Ort aktiv miteinander gestalten.

Auch Lehrervertreter Düll ist der Meinung, dass am Ende die Schulen "hausgemachte" Regelwerke bräuchten statt starrer bundesweiter Vorschriften. Dafür sei es aber wichtig, das Lehrpersonal entsprechend vorzubereiten. Das gelte erneut besonders beim Thema KI: "Lehrer bräuchten die Zeit, um in Fortbildungen den Umgang mit KI selbst zu lernen." Erst dann könne das Lehrpersonal die Technik sinnvoll in den Unterricht einfließen lassen und Schülern vermitteln.

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