Ballermann bei Luther
Kommentar von Willi Wild
Noch sind zwei Monate Zeit. Schon jetzt bringen die Sattelschlepper Zelte, Garnituren, Küchen, Spülstraßen und – ganz wichtig – Maßkrüge. Der Wiesn-Aufbau hat begonnen. Was vor 207 Jahren zu Ehren des königlichen Brautpaares Ludwig des I. von Bayern mit Therese von Sachsen-Hildburghausen begann, hat sich zum größten Volksfest der Welt gemausert. Das Münchner Oktoberfest. Mit Luthers Hochzeit im Juni in Wittenberg hat sich ein ähnliches Veranstaltungskonzept seit 1993 etabliert. Jahr für Jahr wächst der Besucherstrom.
Schade, dass das Fest nur einmal im Jahr stattfindet. Wären doch gerade jetzt in den Sommermonaten des Reformationsjahres Gäste vonnöten. Vor allem in den Wallanlagen bei der Weltausstellung. Die Idee – ebenfalls aus Bayern – kommt da gerade zur rechten Zeit. Am Seelsorge-Riesenrad öffnet ein Biergarten seine Pforten und die Zapfhähne. Den musikalischen Auftakt machte das Blasorchester Wittenberg. Der Kirchenliedermacher Fritz Baltruweit wird nächste Woche für zünftige Stimmung sorgen.
Der Versuch, die Lutherstadt auch volkstümlich erscheinen zu lassen, ist aller Ehre wert. Vermutlich wäre auch der Reformator einem Besuch nicht abgeneigt. Achtung: Alkoholisierten Besuchern ist die Fahrt in den Gondeln untersagt. Das Seelsorge-Gespräch muss also warten, bis Fröhlichkeit und Alkohol verflogen sind. Apropos: Der Partyhit von Tony Marschall »Die Hände zum Himmel« könnte bald »Ein feste Burg« übertönen. »Wenn du heut’ nicht in der Stimmung
bist / Lass doch alles so sein, wie es ist / Wir wollen trinken, noch einen trinken / Weil man die Sorgen dann vergisst.« So schnell wird aus dem Torraum 6 der Ballermann 6 des Reformationssommers.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.