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Die Zeichen am Himmel

In der Antike galt: mit der Geburt eines großen Menschen erscheint ein neuer Stern am Himmel. | Foto: mj_musik – fotolia.com
  • In der Antike galt: mit der Geburt eines großen Menschen erscheint ein neuer Stern am Himmel.
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Epiphanias: Wer waren die Weisen aus dem Morgenland, die von einem Stern nach Bethlehem geführt wurden?

Von Christian Feldmann

In den biblischen Weihnachtsgeschichten werden die Weisen aus dem Morgenland von einem strahlenden Stern nach Betlehem geführt. Wenn man genau hinschaut, spielt der Stern aber nur eine kleine Rolle am Rand, eine eher symbolische. In der christlich geprägten Kultur gilt er freilich bis heute als ein zentrales Weihnachtslogo. Der leuchtende Himmel über der Krippe signalisiert, dass sich damals in Betlehem etwas Weltbewegendes abgespielt hat, etwas, das den Kosmos und die Geschichte veränderte.
Der Evangelist Matthäus erzählt von sternkundigen Magiern aus dem Orient, die plötzlich in Jerusalem auftauchen, nach einem neugeborenen König fragen und damit für Verwirrung sorgen. Der Thron des kleinen Königreichs Judäa ist ja besetzt, von dem ziemlich fähigen Politstrategen und Städtegründer Herodes.

Der Friedenskönig in der Krippe
Wer sind diese Magier gewesen? »Weise Männer« heißen sie in den einen Bibelübersetzungen, »Sterndeuter« in anderen. Der Begriff »Magier« bezeichnete damals oft einen persischen Priester oder Prinzenerzieher – mit Geheimwissen ausgestattet und in heiligen Offenbarungen bewandert. Bibelwissenschaftler sehen die Sternkundigen eher in Babylon beheimatet, denn dort gab es vitale jüdische Exilgemeinden, und in Babylon blühte die Astrologie. Dass es drei Magier gewesen seien oder dass es sich um Könige gehandelt habe, wie unsere Krippendarstellungen vermuten lassen, davon steht kein Wort in der Bibel.
Was wollten die frühchristlichen Gemeinden, in denen die Geschichte von den Sterndeutern entstand und weitererzählt wurde, eigentlich sagen? Nicht die Umstände der Geburt Jesu hätten sie interessiert, erläutern die Bibelexperten, sondern der Trost für das geknechtete Volk Israel und die Christusverkündigung: Schon das Kind in der Krippe sollte als Friedenskönig und Erlöser vorgestellt werden. Matthäus habe zusätzlich die verachteten Heiden aufwerten wollen: Wie man an den Sternkundigen sehen kann, suchen auch die Heiden die Wahrheit und werden von Gott geleitet.
Vor allem aber folgt die Geschichte dem beliebten antiken Erzählmuster von der wundersamen Rettung gefährdeter und verfolgter Königskinder: Augustus, Alexander der Große, Kyrus, Mose – immer dieselbe Legende von einem um seinen Thron fürchtenden, blutige Gewalt ausübenden Machthaber, und von himmlischen Mächten, die solche Pläne durchkreuzen und den künftigen Herrscher vor dem Tod bewahren. Dazu kommt das Motiv des Sterns – in der Antike ein allgemein verständliches Symbol, um königliche Ansprüche anzuzeigen. Mit der Geburt eines großen Menschen erscheint ein neuer Stern am Himmel.
Theologen der frühen Kirche, aber auch Naturwissenschaftler späterer Jahrhunderte hielten den mit Jesu Geburt verbundenen Stern allerdings nicht nur für ein sprechendes mythisches Symbol, sondern für ein ganz reales Himmelsphänomen.

Die »große Konjunktion« am Sternenhimmel
Eine gewisse Plausibilität könnte die sogenannte große Konjunktion der Planeten Jupiter, Saturn und Mars im Sternbild Fische beanspruchen, die um das Jahr 7 oder 6 vor Christus dreimal nacheinander auftrat und erstmals von Johannes Kepler exakt berechnet wurde. Dreimal begegneten sich die Planeten: Saturn auf der äußersten Bahn um die Sonne laufend, Jupiter auf einer mittleren und die Erde auf der Innenbahn. Was wenig mit unserem Weihnachtsdatum zu tun hat, aber den Geburtstag Jesu kennt kein Mensch, und das Weihnachtsfest verdankt sich vermutlich einem Versuch des Kaisers Konstantin, ein altes Fest des Sonnengottes christlich zu besetzen. Inwieweit die »große Konjunktion« am Sternenhimmel von der Erde aus überhaupt wahrgenommen werden konnte, warum das gerade in Betlehem so deutlich der Fall gewesen sein soll und ob die einander begegnenden Planeten wirklich als ein gewaltiger Stern erschienen, darüber zerbrechen sich Astronomen bis heute die Köpfe.
Das sind interessante Spekulationen. Es kann so gewesen sein – oder auch nicht. Auch hier wieder ist der Symbolwert wichtiger als die Frage, ob das alles wirklich so stattgefunden hat. Jupiter galt in der antiken Mythologie als Königsstern und als Attribut der höchsten Gottheit Babylons, Saturn hingegen als kosmischer Repräsentant des jüdischen Volkes. Das heißt, in dieser seltenen Planetenkonstellation liefen alle Hoffnungen einer verzweifelten Welt auf die Geburt des wahren Königs und Retters wie in einem Brennspiegel zusammen. Vor allem für Palästina konnte man die Sensation am Himmel als Glücksbotschaft interpretieren.
Was allerdings zu jener Zeit noch niemand ahnen konnte: Die Zeichen am Himmel kündigten eine wahre Revolution auf der Erde an, eine Umwälzung aller gängigen Begriffe: Das schutzlose, in einem erbärmlichen Stall geborene, von Herodes verfolgte »Sternenkind« von Betlehem stellt die bisher geltenden Vorstellungen von Macht und Herrschaft auf den Kopf.
Die Liebe wird das Sternenkind von Bethlehem ans Kreuz bringen, aber die Macht dieser Liebe überdauert den Tod. Passion und Tod symbolisiert die kostbare Myrrhe, die einer der Magier dem Jesuskind darbringt und die in der Antike als Parfum und Aphrodi­siakum verwendet wurde, aber auch zur Einbalsamierung von Leichen.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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