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Kollekte und Klingelbeutel

Viel Kleingeld: Die Evange­lische Kirche in Deutschland (EKD) sammelt jedes Jahr über 300 Millionen Euro an Kollekten und Spenden ein. Die Kollekte am Sonntag im Gottesdienst hat eine lange Tradition. Und es geht dabei nicht nur ums Geld.

Von Markus Wetterauer

Spenden für Hospizarbeit und Jugend-Projekte, für Kirchenmusik und Krankenhaus-Seelsorge – Kollekten gehören zu den diakonischen Aufgaben der Kirche. Und sie sind ein Zeichen für Solidarität innerhalb der Kirche, wie Kirchenrat Thomas Schlegel erläutert. Schlegel ist bei der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zuständig für die Bereiche Gemeinde und Seelsorge. »Ein prominenter Kollektenzweck ist zum Beispiel an Heilig Abend Brot für die Welt«, so Schlegel. »Das soll zeigen, dass wir als Christen gerade an so einem Fest die Weltgemeinschaft und deren Sorgen nicht aus den Augen verlieren.« Dieser Gedanke hinter den Kollekten ist zweitausend Jahre alt und damit so alt wie die Christenheit. Schon der Apostel Paulus rief damals zu Spenden für die Gemeinde in Jerusalem auf. »Man weiß sich verbunden mit den anderen Christen in der Welt oder in der Region oder in der Landeskirche. Man steht nicht alleine da«, erklärt Schlegel. »Eigentlich sind Kollekten eine geistliche Sache. Da geht’s nicht nur ums Geld, sondern wir leben, weil andere für uns da sind und wir für andere.«
65 Mal wird an den Sonn- und Feiertagen jedes Jahr in den Gemeinden gesammelt. Zwölf dieser Kollekten sind für die Kirchengemeinden, sechs für die Kirchenkreise. Dazu kommen die überregionalen Zwecke wie eben Brot für die Welt oder EKD. Für die übrigen Sonntage gingen bei der EKM im vergangenen Jahr 56 Kollekten-Anträge verschiedener Gruppen, Organisationen und Projektträger ein.
Für wen wann gesammelt wird, schlägt ein Ausschuss mit Vertretern aus Landeskirchenamt und Synode vor. Die Frühjahrssynode beschließt den Kollekten-Plan. Damit möglichst viele Antragsteller zum Zug kommen, werden manchmal ähnliche Zwecke auf einen Sonntag zusammengelegt, zum Beispiel für Frauenarbeit und die Beratungsstellen der Diakonie. Der Ausschuss achtet auch darauf, dass es im Lauf der Jahre einen Ausgleich gibt zwischen starken und schwachen Kollekten-Sonntagen. So kommen am Feiertag Buß- und Bettag nur rund 5 000 Euro zusammen. An manchen Sonntagen können es 20 000 Euro oder noch mehr sein.
Dabei stellt Thomas Schlegel auch klar: Am Kollektenzweck kann nicht gerüttelt werden. »Wenn an Kantate für die Kirchenmusik gesammelt wird, dann kommt dieses Geld auch komplett der Kirchenmusik zugute.« Verwaltungskosten werden von der Landeskirche getragen: »Was gesammelt wird, geht eins zu eins an den Zweck.« An diesem Sonntag geht die Kollekte in der EKM an die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (KiBa) für die Erhaltung gefährdeter Dorfkirchen und Kirchengebäude.
Allerdings sorgen sich die Landeskirchen um die Annahme von Geld aus dem Klingelbeutel bei Banken und Sparkassen. Im Einzelfall müssten die Pfarrer vor Ort eine Regelung mit den jeweiligen Kreditinstituten aushandeln, heißt die Empfehlung. Kirchengemeinden sind verpflichtet, Kollektengelder umgehend zur Bank oder Sparkasse zu bringen und dem vorgesehenen Spendenzweck zuzuführen. Hintergrund ist die »Bargeldprüfungsverordnung der Europäischen Union«. Danach müssen Banken seit Anfang 2015 prüfen, ob Hartgeld echt und unbeschädigt ist. Dafür müssen sie besondere Geräte anschaffen. Die Sparda-Bank Hannover war die erste deutsche Bank, die in 23 von 25 Filialen überhaupt kein Münzgeld mehr angenommen oder ausgegeben hat. Mittlerweile haben andere nachgezogen.
In der EKM sieht man die Zukunft in Spenden per Bank-Karte oder über Handy. Sogenannte Kollektomaten sind bereits in Schweden im Einsatz. Am Automat müssen die Gottesdienstbesucher den Betrag und den Zweck angeben, dann wird die Kollekte vom Konto abgebucht. Die Spenden-Quittung gibt’s auch gleich noch mit dazu.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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