Man müsste mal
Kommentar von Willi Wild
Die Idee war und ist klasse. Gesunde besuchen Kranke und tun ihnen Gutes. Die Anregung dazu bekam Brigitte Schröder in den USA von den »Pink Ladies«. Der Grundgedanke ist aber schon in der Bibel zu finden. Dort ist zwar nicht von den Grünen Damen die Rede, aber vom Dienst am Nächsten. In Matthäus 25 Vers 40 heißt es: »Ich war krank und ihr habt mich besucht.« Die Präambel der Grünen Damen und Herren. Apropos Herren. Von den 9000 Ehrenamtlichen in 600 Krankenhäusern und Altenhilfe-Einrichtungen sind nicht einmal 10 Prozent Männer.
Die Arbeit der Grünen Damen wird zu Recht hoch gelobt. Oft sind es Männer, die die Arbeit öffentlich würdigen. Da kann man sich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, dass damit der fehlende eigene Einsatz kompensiert werden soll. Ich will mich da gar nicht ausnehmen. Wie oft schiebt man den Mangel an Zeit und Möglichkeit vor. Im erwähnten Bibelvers geht es nicht nur um den Besuchsdienst. Das Geschlecht und die Farbe des Kittels spielen in diesem Zusammenhang auch keine Rolle. Kleiderkammer, Gefangenen-Betreuung, Kollektendienst im Gottesdienst oder Putzkolonne im Gemeindehaus. Oft bleiben wir bei »man müsste mal« stehen.
Wollte ich nicht bei der Freitagsmusik des Posaunenchores im Krankenhaus mitwirken? Wöchentlich zieht eine kleine Gruppe Blechbläser von Station zu Station und spielt Choräle auf den Gängen. Entweder kam etwas dazwischen oder ich habe es schlicht vergessen. Das will ich ändern. Der nächste Termin steht fest im Kalender. Brigitte Schröder hat sie vorgelebt, die praktische Nächstenliebe. Oder wie es der Sozialreformer Johannes Falk ausdrückte: »Die Predigt ist keine Tat, wohl aber die Tat eine Predigt.«
Autor:Adrienne Uebbing |
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