Mehr als Feld- und Gartenfrucht
Erntedank: Wie die Saat, so die Ernte. In der Landwirtschaft, in der Wirtschaft, in Behörden, Schulen, in der Kirche. Erntedank ist ein fröhliches Fest. Manchmal kommt dabei das Danken etwas kurz.
Von Renate Wähnelt
Wer feiert eigentlich Erntedank wie wir? Die klimatische Lagegunst in Mitteleuropa lässt recht zuverlässig die Ernte gedeihen. Andernorts ist das anders, da geht öfter eine Ernte verloren, da hat Dankbarkeit für den Feldertrag ein anderes Gewicht. Andernorts gibt es andere Traditionen. In den USA beispielsweise wird mit Thanksgiving im November ein umfassendes Dankfest gefeiert.
Erntedank ohne Festgottesdienst ist für Enno von Katte kaum denkbar. Dabei liegt dem Nebenerwerbslandwirt in Wilhelmsthal im nordöstlichen Winkel des Kirchenkreises Elbe-Fläming der umfassende Dank von Thanksgiving näher als der Fokus auf die Feld- und Gartenfrüchte. Nicht nur, weil er neben dem Acker und der Aberdeen-
Angus-Rinderzuchtherde auch Wald bewirtschaftet, wo erst im Winter »geerntet« wird. Sondern weil für ihn ein Leitgedanke die Verantwortung ist, die Menschen tragen – und Christen besonders. Verantwortung für die uns von Gott anvertraute Schöpfung, für die Gesellschaft, für die Mitmenschen. Dieser Verantwortung versucht er gerecht zu werden: Im Beruf, im Nebenerwerb, im Ehrenamt als Kuratoriumsmitglied der Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg. Dort mahnt er bei allen wirtschaftlichen Notwendigkeiten immer wieder an, dass die Besonderheit eines christlichen Hauses in Klinik und Behinderteneinrichtungen deutlich spürbar sein muss.
Der studierte Landwirt arbeitet seit 30 Jahren mit wechselnden Aufgaben als Führungskraft in einer Bank, betreut derzeit Unternehmen der Agrar-, Forst- und Ernährungswirtschaft. »In jedem Betrieb legt man eine Saat und zieht sie groß. Wird mit Sorgfalt und Liebe gesät, ergibt sich die Ernte fast von selbst: ein guter Abschluss, ein gutes Betriebsklima, langjährige Kundenbeziehungen«, meint er.
Mit Saat und Pflege allein ist es freilich nicht getan. »Wer sagt, er habe das wunderschöne Blumenbeet mit seiner Hände Arbeit geschaffen, vergisst leicht, dass dies allein nicht reicht«, klingt der erfahrene Bauer fast demütig. »Über aller Arbeit muss auch ein Segen liegen. Und natürlich hängt der Ertrag auch vom Wetter ab.«
In diesem Jahr war es zu nass, sodass der Weizen unter dem Durchschnitt, der Raps deutlich unter dem Durchschnitt lag. Dafür gedieh der Silomais überdurchschnittlich, auch, »weil wir es richtig machen«. Damit meint Enno von Katte unter anderem moderne Düngemethoden, durch die Nährstoffe nicht weggeschwemmt werden, sondern komplett der Pflanze zum jeweils richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehen. »Solches Wirtschaften verstehe ich als verantwortungsvoll und nachhaltig.« Zwei Mitarbeiter bewirtschaften gemeinsam mit der Familie den Betrieb, der auch die überörtliche Zusammenarbeit mit Nachbarn nutzt.
1992 hat Enno von Katte den ehemaligen Familienbesitz in Wilhelmsthal gekauft. »Jeder andere hätte das Gutshaus auch kaufen können«, betont er. Doch er ist glücklich, die jahrhundertelange Familientradition fortsetzen zu können. Stück für Stück baute er den Betrieb auf und hofft, dass eins seiner Kinder ihn übernimmt. »Es ist eine Leihgabe, die der nächsten Generation übergeben werden muss. Wenn das gelingt, ist auch das ein Grund zur Dankbarkeit.«
Dabei strahlt Enno von Katte Zufriedenheit aus, ohne die Notwendigkeit für Veränderungen zu leugnen. »Vielleicht ist es den Deutschen eigen, selten wirklich zufrieden zu sein, sondern immer neu tüfteln zu müssen. Dabei habe ich großen Respekt vor Menschen, die einen hohen Standard einfach zu erhalten wissen, egal ob in der großen Politik oder in der Familie.« Denn zur Dankbarkeit gehöre auch die Zufriedenheit mit dem Erreichten beim Rückblick am Erntedanktag oder zum Jahreswechsel.
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