Missstände bei Bundeswehr aufdecken
Von Benjamin Lassiwe
Ich habe den Eindruck, dass geschlossene Systeme wie die Bundeswehr besonders anfällig für Missbrauch sind«, sagte der evangelische Militärbischof Sigurd Rink vor Journalisten in Berlin. Bei der anstehenden Frühjahrstagung der evangelischen Militärseelsorge wolle man die eigenen Pfarrer in dieser Hinsicht noch einmal sensibilisieren. Pfarrer könnten dazu beitragen, dass Missstände möglicherweise frühzeitig aufgedeckt werden.
Derzeit gibt es in Deutschland 97 evangelische und 70 römisch-katholische Militärgeistliche. Sie feiern Gottesdienste mit den Soldaten, erteilen lebenskundlichen Unterricht in den Kasernen und begleiten die Truppe zu Auslandseinsätzen.
Als neues Projekt startete die Militärseelsorge in diesem Jahr das »Arbeitsfeld Seelsorge für unter Einsatzfolgen leidende Menschen« (ASEM). Wie Militärgeneraldekan Matthias Heimer sagte, seien 2017 insgesamt 62 Seminare geplant. Dazu zählten etwa Hinterbliebenenseminare, Pilgerwege und Erholungswochen für Kinder. »Wir sind davon überzeugt, dass da mehr dazu gehört, als soziale Unterstützung.« So berichte man den Soldaten, dass »unser Gott Menschen nicht fallen lässt, dass er sie begleiten will mit seinem Segen.« Man versuche, Gott unter diesen Menschen bekanntzumachen. »Wir wollen Menschen aus unserem christlichen Ansatz heraus helfen«, sagte Heimer.
In der Debatte um die bessere Ausstattung der Bundeswehr und eine Steigerung des Verteidigungsetats auf zwei Prozent des Bundeshaushalts mahnte Rink an, die Themen Prävention, Krisenvorsorge und Entwicklungszusammenarbeit nicht zu vergessen.
Derzeit läuft an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg (FEST) zudem ein Forschungsprojekt zum zehnjährigen Bestehen der Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Viele Rahmenbedingungen seien heute anders als 2007, als die Denkschrift erschien, sagte Rink. Zu den Fragen, mit denen man sich auseinandersetzen müsse, gehörten der Umgang mit dem internationalen Terrorismus, die Flüchtlingsströme oder die Automatisierung von Waffensystemen. »Das betrifft zum Beispiel die Frage, ob am Ende die Entscheidung eines Menschen oder die Algorithmen der Computerprogramme stehen«, sagte Rink.
Kirchlicherseits sei klar: »Am Ende der Entscheidungskette muss der Mensch stehen, kein Automatismus und kein Computer.«
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