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Worauf wir hoffen können

Foto: Vadimsadovski – stock.adobe.com
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Zugegeben: Wir haben unsere kleinen, alltäglichen Hoffnungen: Es möchte alles gutgehen oder noch besser werden. Aber die Frage, worauf es im Letzten, vor allem im Angesicht des Todes zu hoffen gilt, verdrängen wir gern.

Von Joachim Wanke

Der Christ bekennt sich zu einer Hoffnung, die nicht nur aus einer Verlängerung der Gegenwart in die Zukunft besteht. Er rechnet mit einer »Überraschung«: der »Parusie«, der Wiederkunft Jesu Christi. Diese Erwartung gehört von Anfang an zum Glaubensgut der Christenheit. Auch als später die Erfahrung einer sich weiter hinziehenden Zeit eine baldige Parusieerwartung »dämpfte« und vor allem exakte Zeitansagen für ein Zeitenende, oft in sektiererischen Zirkeln ausgerufen, sich als Fantastereien erwiesen, verblasste unter Christen diese Erwartung. Unser Lebensgefühl rechnet eher mit einem »immer weiter so«. Es rechnet kaum mit dem Kommen des Herrn, zumal in dem Szenario, wie es uns die Endzeitbilder der Bibel vorstellen.
Wir wissen heute klarer zu trennen zwischen der Glaubensbotschaft von der Wiederkunft Christi und dem Bildrahmen, der ihr damals in der Umwelt der biblischen Zeit gegeben wurde. Das ist vergleichbar mit den unterschiedlichen künstlerischen Darstellungen der Geburt Christi aus Maria in der Frömmigkeitsgeschichte. So unterschiedlich diese Bilder auch waren und bis heute noch sind – es geht dabei zentral um die eine Aussage: In dieser Geburt berührt »der Himmel Gottes« unsere Welt.
Uns Christen heute kann das Bekenntnis zu diesem traditionellen Glaubenssatz von der Wiederkunft Christi das Wissen erleichtern, dass wir nur in den Anschauungskategorien von Raum und Zeit denken können. Die heutige Astrophysik etwa zeigt uns eindringlich die Grenzen dieser »Denkkategorien«, mit denen die Wirklichkeit nur unzulänglich erfasst und wiedergegeben wird.
Die Wissenschaftler greifen dann zu abstrakter Mathematik, um sich untereinander über ihre Forschungen zu verständigen. Aber wem hilft Mathematik, wenn er sich das Ende von Raum und Zeit oder gar das Ende des eigenen Lebens vorstellen soll? Zwar lehrt uns schon das thermodynamische Grundgesetz, dass alles einmal zu einem letzten Stillstand kommen wird. Aber sucht man darüber hinaus zu denken, auch im Blick auf das, was vor dem »Urknall« war, bleibt dies für unser raum- und zeitgebundenes Denken unvorstellbar.
Um keine Missverständnisse zu produzieren: Das Bekenntnis zur Wiederkunft Christi hat nichts mit den Einsichten unseres kosmologischen Wissens zu tun. Aber dieses Wissen illustriert für mich sehr überzeugend, welch begrenzten Verstehenshorizont wir haben, sobald wir unsere Raum- und Zeitvorstellungen überschreiten wollen.
Mein Bekenntnis zum Kommen Christi, das unserem Dasein eine neue Qualität geben wird, kann ich also durchaus mit meinem naturwissenschaftlichen Weltbild zusammenhalten. Zudem weiß ich, dass ich in absehbarer Zeit sterben werde. Was dabei geschieht, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Für mich ist mein Sterben der anbrechende »Tag des Herrn«, der mir den »Quantensprung« in die neue Welt Gottes eröffnet. Das ist für mich keine »Drohbotschaft«, sondern eine »Frohbotschaft«. Es ist gut, aus diesem begrenzten, endlichen Leben »auszuziehen« in ein Leben in »Fülle« beim Herrn. Der Adventsglaube tröstet mich in der Gewissheit, dass Unrecht und Bosheit nicht das letzte Wort über unsere und meine Geschichte haben wird. Der, der mich einmal »richten«, also mit der ganzen Wahrheit meines Lebens konfrontiert wird, ist derjenige, der sich für mich und uns alle hingegeben hat – bis zur Preisgabe seines eigenen Lebens. Man betrachte dazu nur einmal, was Paulus in Römer 8,31-39 schreibt.
Daher ist uns Christen, und zwar in ökumenischer Gemeinsamkeit, der Advent wichtiger als eine ins Unendliche verlängerte, von Menschen gemachte Zukunft. Diese ist ein herausforderndes (oft mühsames) Arbeitsfeld. Der Advent aber ist ein »Horizont« für mein Leben, der mich über alle irdische Erfolge und Misserfolge hinaus wirklich hoffen lässt.

Der Autor ist emeritierter Bischof des Bistums Erfurt.

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Autor:

Adrienne Uebbing

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