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Der Sehnsucht nach Gottes Schutz entsprechen

Der Segen beginnt schon mit der Schöpfungsgeschichte und richtet sich bei Segensfeiern nun auch an Konfessionslose

Von Katja Schmidtke und Diana Steinbauer

Es gibt eine Sehnsucht, die in jedem von uns steckt: die Sehnsucht nach Vollkommenheit, nach einem heilen Leben, der perfekten Liebe, einer ungebrochenen Gemeinschaft. Das Leben lehrt uns, dass dies nicht immer gelingt. Gerade darum erbitten Menschen Gottes Segen, wollen ihr Leben und das, was ihnen wichtig ist, Gottes Schutz anvertrauen.
»Segnen bedeutet im Griechischen ›gutsprechen‹. Daraus spricht die instinktive Hoffnung, dass unsere Anliegen dort aufgehoben sind, wo sie gut gemacht werden«, so Oberkirchenrat Christian Fuhrmann vom Dezernat Gemeinde der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Er glaubt, je mehr Brüche sich in einem Leben ereignen, umso mehr steigt die Sehnsucht nach einem Ritus wie dem Segnen.
Der Segen Gottes ist etwas, das sich durch die gesamte jüdisch-christliche Offenbarung zieht. Bereits im ersten Buch Mose, in der Schöpfungsgeschichte, ist vom Segen die Rede, und er bleibt ein wichtiges Thema bis zum Ende des Neuen Testaments. Auch Men-
schen, die nicht religiös sind, haben eine starke Sehnsucht nach einem Zuspruch, der ihnen ohne Gegenleistung verspricht, angenommen und bejaht zu sein, Gutes wünscht und Hoffnung gibt.
»Der Wunsch nach Segen hat erstmal nichts mit Religion zu tun«, sagt Christian Fuhrmann. Dennoch müsse sich die Kirche fragen, wie sie mit der Sehnsucht der Menschen umgehe. Dazu gäbe es bereits zahlreiche Angebote – wie Segensfeiern für junge Menschen oder Paare. Das begrüßt Fuhrmann außerordentlich. Aber er gibt zu bedenken, dass im Fokus bleiben müsse, wer das Segenssubjekt sei, nämlich Gott. Segen als psychologische Dienstleistung lehnt Fuhrmann ab. »Wir sollten bei allen Aktivitäten deutlich machen, dass unser Segensverständnis aus unserem Glaubensverständnis heraus besteht«, so Fuhrmann. Die Verbindung zu Gott könne man den Menschen nicht ersparen. »Wir sollten, ohne die Menschen zu überfordern und ohne die Absicht der Mission, unsere Überzeugung klar machen: Gott ruft alle Menschen ins Leben. Auch du bist Gottes Geschöpf.«
Wen aber bitten konfessionslose Jugendliche um Beistand, wenn sie an einer Segensfeier teilnehmen? »Für viele Konfessionslose ist die Segensfeier eine Alternative zur Jugendweihe«, hat Stefan Brüne vom Kinder- und Jugendpfarramt der EKM beobachtet. In Sachsen-Anhalt richten die evangelischen Sekundarschulen in Magdeburg, Großmühlingen bei Barby und Haldensleben jährlich Segensfeiern aus. In den Klassen sind meist nur eine Handvoll Kinder getauft, doch offen für den Glauben sind mehr.
So ging vor sieben Jahren in Haldensleben die Initiative für die Segensfeier von den Eltern aus. Der Name wurde bewusst gewählt, berichtet Gemeindepädagoge Robert Neumann. Die Feier und ihre Vorbereitung, die bis zu einem Jahr dauern kann, dreht sich immer wieder um den Segen. Was ist das? Woher kommt er? Was bedeutet er? »Die Jugendlichen empfinden durch den Segen einen Schutz«, sagt Robert Neumann. Im Jugendalter, wo so vieles in Frage gestellt wird, tue es gut, sich behütet zu wissen, meint auch Stefan Brüne vom Kinder- und Jugendpfarramt. »Selbst wenn unklar ist, wer da behütet. Aber auch diese jungen Menschen haben einen Gottesbegriff, wenn auch undifferenziert.«
Die katholische Kirche in Halle hat sich bewusst gegen den Namen Segensfeier entschieden, als sie um die Jahrtausendwende das Projekt aus der Taufe hob. Inzwischen ist die Veranstaltung ökumenisch und nicht mehr an eine Schule gebunden. Für dieses Jahr sind mehr als 600 Jugendliche zur Lebenswendefeier angemeldet. »Der Segen ist wichtig, aber wir können ihn nicht überstülpen, nur mitgeben«, sagt Diakon Reinhard Feuersträter. Dennoch werden auch in Halle die jungen Menschen gesegnet. Sie kommen so in Kontakt mit dem »Gott, der viele Namen hat und sich in unseren tiefsten Sehnsüchten wiederfindet«.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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